JOHNNY WINTER – I´m a Bluesman (EMI\VIRGIN)

60 Jahre hat es also gebraucht , bis es Mr. John Dawson Winter, geb.Feb.23,1944 es endgültig geschnallt hat: I´m A Bluesman. Wir gratulieren zu dieser Erkenntnis. 8 Jahre Ist es her, als das letzte Studioalbum im Regal stand, eine Livescheibe, Live In New York, glaub ich, gab es in der Zwischenzeit.

Und ein fürchterliches Konzert im Sommer 1993 in der Spittelau, das einer Selbstdemontage gleichkam.

Damals hatte ich Winter eigentlich abgeschrieben und mich bemüht, mich nur an die vielen tollen Konzerte zu erinnern.
Mit dementsprechend gemischten Gefühlen hab ich dann „I´m A Bluesman “ gekauft, ohne vorher rein zu hören.

Und wurde angenehmst überrascht.

13 Nummern, im Prinzip mit der derzeitigen Liveband (James Montgomery harp; Paul Nelson gitScott Spray bass; Wayne June drums ) eingespielt, die auch den Großteil der Kompositionen beisteuerten, 2 Nummern von Winter selbst geschrieben, eine vom alten Weggefährten Jon Paris ( die alte Triobesetzung mit Tom Compton am Schlagzeug und eben Paris am Bass und auf der Harp gibt es ja schon länger nicht mehr ).

Zuallererst fällt auf, das der Gesang um einiges kraftloser ist, als man es sonst von Winter gewohnt ist, auch die Gitarrenarbeit ist etwas schaumgebremster, im ganzen ist die CD feiner, moderner arrangiert als man es von früher kennt, Winters Gitarre mehr nach hinten gemischt als sonst. Der Opener I´m A Bluesman kommt klassisch rüber, so wie man früher den Beginn eines Winterkonzertes gewohnt war: Eine groovende Nummer mit jenen markanten, flüssigen Läufen, die für Winter so typisch sind. Macht gusto auf mehr.
Die nächste Nummer, Cheatin´Blues, moderner Sound ohne größeren Wiedererkennungswert mit B-3 georgel im Hintergrund . Belanglos.
I Smell Smoke, eine wunderschöne, athmosphärische Nummer. Kann was !!!!!!

Bei der nächsten Nummer will sich Good Ol´Texas Johnny anscheinend mit unsrem hochwohlgeschätzten „Lonie“ Gerd Lechner anlegen, behauptet er doch allen ernstes (I´m a)Lone Wolf ! Spaß ohne, die Nummer ist der erste wirkliche Winter-Fetzer. Bringt verspannte Nackenmuskulatur vom unentwegten mitshaken .YEEARH !!!

So Much Love, aus Jon Paris Feder, ein klassischer Winter Tune: Tuff , schnörkellos , g´spüht wird.

Als Midtemponummer mit jeder Menge Anspielungen präsentiert sich The Monkey Song. Könnte als Livenummer überzeugen, im Studioformat nicht wirklich.

Shake Down ist so-so-la-la, eine Geschichte It Was A Long Time Ago Back In ´63………………….

Sweet Little Baby von J.W. selbst hat so einen leichten Elmore James-Touch, und Pack Your Bags quasi so eine „schleich dich ! “ -Nummer ist halt leider auch nur Mittelmaß.

Last Night schraubt dann wieder ein bisschen an (internes Ratespiel: Wie viele unterschiedliche Nummern mit dem Titel „Last Night“ gibt es ? Schreiben sie die Antwort auf eine Postkarte…….Einsendeschluss ist der…..Zu gewinnen gibt es…….nichts!!).
Als vorvorletzte Nummer gibt’s dann Winter pur auf der akustischen mit That Wouldn´t Satisfy
Sugar Coated Love schiebt dann nochmal an, und mit der Aufforderung Let´s Start All Over Again endet die Scheibe.

Und was haben wir daraus gelernt……..?
Wär die Scheibe nicht ganz so glatt produziert worden (zum Großteil von Tom Hambridge ) würd‘ das Ding echt fahren, so aber bleibt’s meist bei zwar guten, aber ebenso flachen und konturlosen Nummern.

Wenig was gleich abfährt, aber bei der einen oder anderen Nummer könnte ich mir sicher vorstellen, das der eine oder andere Österreichische Bluesrocker was draus machen könnte. Wenn er sie mit mehr Eier spielt.

Blues & Gruß 
CLEVER