Gary Moore – „Bad For You Baby“ (eagle records)

Mit seinem Album  “Still Got The Blues”  spaltete Gary Moore 1990 die Bluesgemeinde. Von den einen in den Himmel hoch gehoben, von den anderen (zu denen auch ich mich zähle) abgrundtief verteufelt, war diese Scheibe lange Zeit eine der meist gecovertsten von Bands, die auf Openair Festen bluesig angehauchte Stimmung verbreiten wollten.

Der irische Rockgitarrist weist eine lange Karriere auf. 1969 starte er mit Phil Lynott mit Skid Row, die drei Alben veröffentlichten. 1972 gründete er die Gary Moore Band, deren erstes Album „Grinding Stone“ allerdings berechtigterweise in den Regalen stehen blieb. Kurz darauf löste sich die Band auf, und Gary Moore stieg bei der sehr erfolgreichen Band Thin Lizzy seines Kumpels Phil Lynott ein, wo es ihn allerdings auch nicht lange hielt.
Jobs als Studiomusiker folgten, bevor er 1975 zusammen mit Don Airey (key), Jon Hiseman (dr), Neil Murray (bs) und Mike Starrs (voc) die Jazzrockband Colosseum II gründete, mit der es 1977 auch wieder aus war. 1978 folgte die das Soloalbum „Back On The Streets“ . 1979 wieder mal zu Thin Lizzy, danach das Projekt G-Force, dem auch ein sehr kurzes Leben beschieden war.

In den folgenden Jahren veröffentlichte er einige gute Hardrock Platten, vor allen „ Run For Cover“ und „Wild Frontier“ , in die auch starke Irish Folk Elemente eingebaut wurden, verkauften sich prächtig.
1990 wechselte er dann zum Blues und hatte damit seine größten Erfolge.

Nach dieser Exkursion zu den Stationen seiner Karriere, wieder zurück zu  der aktuellen Platte.

Was soll ich sagen: Gary Moore hat mir als Hardrock Gitarrist immer sehr gut gefallen, „Wild Frontier“ und „Run For Cover“ waren mir schon zu poppig und die  so genannten Bluesscheiben  haben mir absolut nichts rausgerissen.
So auch „Bad For You Baby“ : Beim hören der Scheibe baut sich vor meinem geistigen Auge das Bild eines Hardrock-Gitarrenschüler auf, der sehr aufgeregt zu seinem Lehrer läuft und ganz atemlos meint „Schau ich kann auch Blues, und das mit so vielen Tönen wie kein anderer. Bin ich nicht gut?“
So wie auf anderen Gary Moore Blues Scheiben spielen auch wieder mit Otis Taylor und seiner Tochter Cassie „echte“ Blueser mit. Auch in dem Fall beschleicht mich das dumpfe Gefühl, das die beiden hier sozusagen als Alibi Geber fungieren sollen, um die Absolution der
Blues Gemeinde zu erhalten, wie auf früheren Scheiben schon die beiden  Kings (B.B. und Albert oder auch Albert Collins).
Bluesrock schön und gut, doch hier wird viel zu viel nach dem Hau-Ruck Prinzip gearbeitet, um nicht zu sagen der Holzhammer  kommt zum Einsatz.
Zum Beispiel bei der zweiten Nummer „Down The Line“ , die ich mir durchaus in einer sehr feinen Version von Poppa Chubby Vorstellen könnte, hier hab ich allerdings mehr den Eindruck als würde Gary Moore versuchen sich selbst zu überholen.
„Holding On“  versucht sich als Ballade (Slow-Blues will mir einfach nicht über die Lippen), erinnert ein wenig an „Ride On“ von AC/DC oder an einige Nummern der Rauschebärte aus Texas, ZZ-Top. Eine gute Komposition, doch in der Durchführung hapert es halt leider ein wenig.
Der „Mojo Boogie“ wurde hier schlichtweg vergewaltigt. Punktum.
Nur gut und schnell Gitarre spielen ist halt noch nicht alles, da braucht`s auch eine gewaltige Portion Gefühl, das aus einigen Tönen ein Blues wird.
„Preacher Man Blues“ hebt sich ein wenig von dem anderen Nummern ab, aber leider macht halt eine Schwalbe noch keinen Sommer.
„Trouble Ain`t Far Behind“ beendet als lange, langsame Nummer diese Scheibe.

Bevor ich’s vergesse: Stimmlich hat er einiges dazu gewonnen , war es doch lange Zeit ein wenig sein kleines Problem, gefällt er mir vom Gesang hier recht gut, hat mich echt überrascht-ich hab aber auch lang keine neuen Platten mehr gehört von Ihm.

Bad for You, Baby wenn Du dir hier „echten“ Blues erwartet hast. Hardrock -fans werden sich die Scheibe sicher gern ins Regal stellen, für ruhigere Winterabende, doch der Bluesfreund sollte doch eher die Finger von dieser Scheibe lassen.
Dennoch: reinhören kostet (fast) nichts, den man sollte ja zumindest wissen worüber man motzt,
meint CLEVER