Brian Auger´s Oblivion Express – “Live At The Baked Potato” ( SPV/Yellow)

Zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag bekam Brian Auger ein ganz besonderes Geschenk: Sein Sohn Karma organisierte einen Auftritt im Baked Potato in Los Angeles und kam auch gleich mit der Idee daher, den Gig in Ton und Bild aufzuzeichnen,
Die Freude war groß und so spielte das „Familienunternehmen“ Brian Auger`s Oblivion Express an einem Abend im Juli 2005 im kleinen aber feinen Club in Los Angeles ,

Brian Auger`s Karriere dauert jetzt schon über fünfzig Jahre an und ein Ende ist (gottlob) noch lange nicht in sicht in Sicht,

Schon mit drei Jahren begann die Faszination für Tasteninstrumente in dem jungem Briten zu keimen. Ein Pianola war der Auslöser.
Im Krieg wurde die Wohnung der Augers ausgebombt, Brian wurde zwei Jahre von seiner Familie getrennt, Als er wieder nach London kam, stand da ein Klavier.
Die Jazzplatten seines älteren Bruders waren dann die Lernhilfe für den Jungen und mit acht war er schon soweit, das er Songs die im Radio liefen auf Partys nachspielen konnte,
Zehn Jahre später zählte er schon zum Inventar der Londoner Jazzszene,
1965 waren Aufnahmen von Jimmy Smith schuld daran, das er die große Liebe seines Lebens entdeckte: die Hammond B3, der er bis heute treu blieb.
Damals spielten noch wenige Musiker dieses Instrument und so wurde Brian im swinging London schnell zu einem gefragten Studiomusiker.
Die Yardbirds zum Beispiel wollten ihn für „For Your Love“, das spielte er allerdings notgedrungen auf einem Cembalo, weil keine Orgel da war. Die Nummer wurde ein Megahit, und Brian war wieder ein Stück weiter.

Mit Long John Baldry gründete er dann die Band The Steampacket, Neben John Baldry gab es bei Steampacket noch zwei andere Sänger: den damals noch unbekannten Rod Steward und Julie Driscoll, Das Projekt schaffte es aber nicht, eine Platte zu veröffentlichen und so löste sich Steampacket zwei Jahre später wieder auf.
Mit Julie Driscoll gründete er dann die Band Trinity mit der er große erfolge feierte. Die Mischung aus Jazz  und Funk, dargeboten mit der rohen Kraft des Rocks und offen für jede Menge andere musikalische Einflüsse war genau das, was man damals in London hören wollte.
Im November 1967 ershien das erste Alöbum „Open“ das eingroßer Erfolg wurde. Ein Auftritt als Headliner in Montreux war die Folge und auch am Berliner Jazzfestival wurde gespielt. Laut Legende befand sich damals auch ein sehr interessierter Herbert von Karajan unter dem staunendem Publikum.
Der erste große Hit von  Trinity war „This Wheels On Fire“ vom Album „Streetnoise“ mit dem es das erste Mal ins Mutterland des Jazz ging. Mit Led Zeppelin traten sie im Fillmore West auf.
Nach der Rückkehr nach England kam es zu starken Problemen mit dem Management, Julie Driscoll zog sich zurück und Trinity lösten sich auf.

1970 startete dann der Oblivion Express mit dem Gitarristen Jim Mullen, Barry Dean am Bass und Robbie McIntosh am Schlagzeug. Anfangs sang Brian selbst, doch seine Stimme hielt einen ganzen Auftritt nicht durch, also wurde Alex Ligertwood als Sänger verpflichtet.
In England war das Interesse an Brians neuem Stil jedoch eher gering:die Mischung aus rhytmischem Jazz, Funk und Soul mit pumpenden Grooves und gefinkelten Arrangements begeisterte eher wenige.
Mit einer leichten Vorahnung lies Brian von seinem US-Agenten in den Staaten einige Gigs buchen, kratzte seine letzte Kohle zusammen und zog auf ins gelobte Land. Und recht so: Das Album „Closer To It“ war die erste Scheibe, die in den Charts gleichzeitig in gleich drei Sparten vertreten war: den Jazz, Rock und R&B- Hitlisten. Auch das Nachfolgealbum „Stright Ahead“  schaffte diese „Triole“
1975 zog Brian nach Kalifornien, 1977 nahm er wider ein Album mit Julie Driscoll auf, „Encore“
In den achzigen war´s eher Essig, Punk und Disco verlangten ihren Tribut.
1989 kam es zur Zusammenarbeit mit Eric Burdon, die Brian Auger/Eric Burdon Band hielt vier Jahre und warf ein Album ab, Eric Burdon hörte bei diesen Sessions zum ersten Mal Brians Sohn  Karma am Schlagzeug, und als der damalige Schlagzeuger tage vor einer Tour das Handtuch warf, bekam der Filius seine Chance und nütze sie.

Seit Mitte der neunziger rollt der Oblivion Express wieder, diesmal als das besagte Familienunternehmen. Neben Karma Auger am Schlagzeug ist auch Tochter Savannah Grace als Sängerin dabei, den Bass spielen verschiedene Musiker, je wer grad Zeit hat,

die DC/DVD wurde an zwei Abenden mitgeschnitten, und wer jetzt glaubt, das es sich beim Oblivionexpress um eine übrig gebliebene Sechzigerjahre Truppe handelt, ein Oldi-Act quasi, hat sich gehörig geschnitten.
Das Programm ist ein Querschnitt aus der langen Karriere Brian Augers, und sowohl neuere Stücke als auch Klassiker wie „Season Of The Witch“ klingen aktueller den je. Oder mit Brian Augers eigenen Worten : „…die Stücke sind alle gleichermaßen heiß, die qualmen ja noch förmlich…..Es ist in der Tat eine Live Best of geworden.“

Dem kann man nur zustimmen, es ist in der tat nicht leicht, einzelnen Nummern aufs Potest zu heben, so hoch ist der allgemeine Level auf dem hier musiziert wird.  Im Mittelpunkt steht eindeutig Brians Orgel, doch Schlagzeuger Karma und der Bassist Derek Frank tragen gewaltig dazu bei, diese Nummern so zum dampfen zu kriegen. Und Savannah Grace schlussendlich setzt mit ihrem sehr kraftvollen, intensiven und rockigem Gesang dem ganzen noch die Krone auf.

Als Hörbeispiel hervorheben möchte ich mal den Opener  „Truth“ , eine etwas schnellere Nummer, aus dem jazzrockig-funkigen Gefilde, oder das gleich drauf folgende „Freedom Jazz Dance“ , eine etwas jazzigere  Eddie Harris Nummer, die ein klein wenig mit dem Tempo zurückgeht, allerdings keineswegs den Groove rausnimmt, und mit ungewöhnlichen rhythmischen Wendungen und Breaks überrascht oder das wiederum etwas jazzigere „Straight Ahead“ bei dem Savannah einmal mehr glänzt.
In einem etwas anderen Arrangement als sonst gewöhnt, präsentiert sich der All-Time Klassiker „Season Of The Witch“ . Die Nummer baut vom leicht verhaltenen gespenstischen Intro auf bis die Tür nicht zugeht.
Und eigentlich könnt ich jetzt gleich die ganze Setlist hier aufführen. Zum Beispiel das ein wenig an Jack Bruce erinnernde „Indian Rope Man“.
Als am besten selbst reinhören.
Als allerletzte Hörempfehlungen möchte ich noch den Doors Klassiker „Light My Fire“ empfehlen  (für alle die was Vertrautes brauchen) und Les McCanns „Compared To What“.

Also: ran an die Scheibe aber Vorsicht, nicht verbrennen, denn sie ist sehr, sehr heiß!!
Und wer gerne sieht was er hört sei gesagt das Augers Mimenspiel immer schon ein Theater für sich war und ist…….

Clever