Konzertbericht B3 22.04.2016

B 3
Lousiana Blues Pub, 22. 4. 2016

Welch kryptischer Bandname! Da es ja ein allgemeines Bestreben ist, in einer kaum vollständig auflistbaren Zusammenstellung all jener Winkel, Ecken, Kämmerchen und Klein- wie auch Großtresore aufzuzählen, steht auf der anderen Seite das unbändige Verlangen, in diese Geheimecken zu blicken und damit dann ein “Eingeweihter“ zu sein: Mystizismus in urtümlicher Praxis. Da sage noch wer, man hätte nichts von den Vorfahren übernommen. Also: mit “B 3″ ist ein Ziel erreicht: Wer sind die 3 B? – Tom Bayer (Gitarre, Gesang), Georg Berner (Bass, Gesang! und welche gewaltige Stimme mit welchem Verve eingesetzt: die Riesenüberraschung des Abends, nein: eine davon), Toni Bakro (Schlagzeug – und demnächst auch mit Gesang: “Er hat eine wunderbare Stimme“, so nach dem Gig einer der drei). Nach der starken Überraschung durch den bis dato so gut wie nicht bekannten Sänger Berner brillierte in bestens bekannter Art Tom Bayer an der Gitarre, die ihm mit zauberhaft schmeichelnder Zartheit über akzentreiche Variabilität bis zu temporeicher und auch “harte“ Passagen im Dienste des Rock alle seine Befehle ausführte. Wohl vertraut und hochgeschätzt seine pointenreiche, elastische Stimme, die in dramatischer Weise die Hörerschar bei seinem Memorialsong für Prince in ihren Bann zog: spontan einer Sekundenintuition entnommen: derartiges gelingen Künstlern mit höchsten Selbstanspruch: Danke Tom, wir waren in diesen Minuten exklusiv voll des Danke für Prince, und für Tom.

“Neu“ war für doch viele im voll besetzten Louisi Toni Bakro am Schlagzeug: wie wohltuend ist es doch, einem Drummer zuzuhören, der so gar nicht dem mental nicht bewältigten Drang unterliegt, primär sich zu präsentieren (die hier ausgesproche Klage und Kritik hätte auch Namen zur Hand), sondern der sich als Teil einer Band versteht und gleichsam es zustande bringt, zwischen Moll und Dur zu unterscheiden. Bewunderung, Respekt, Hoffnung auf viele weitere Mitwirkungen! Und wenn er dann auch noch singen wird!

Der Eröffnungsong “I feel bad“ (Tom Bayer) war nicht Programmlinie des Abends, sondern konnte leicht verstanden werden, in welcher modest-devoten Stimmung der Start erfolgen sollte. “Sometimes it snows in April“ war nicht nur das Memorial für Prince, sondern kündigte gleichsam das Wetter wenige Tage später an: Musik hat immer etwas Prophetisches in sich. “Back in the UdSSR“ und „Come together“waren die Huldigung der Band an die Beatles, mit dem die “B 3″ das Publikum in das musikalische Geschehen für den Abend eingebunden hat. “Crosstown traffic“ (Jimi Hendrix ) war ein weiterer Punkt, den Pakt zwischen Musikern und Publikum zu etablieren. Klug, clever, beeindruckend!! Eine zu respektierende Begrenzung des Platzes gebietet Zurückhaltung in der Titelaufzählung, soll aber auch der Neugier der Leser auf einen Tag des Miterlebens der B 3 verstärken. Jedoch nicht ohne die Erwähnung der Premiere von Tom´s Komposition “Petty Bourgeoise“: ja, in Tom´s Kreativität (s. seine hier zitierten Titel) hat die Gefühlswelt eine bestimmende, phaszinierende Position.

Das zweite Set war geprägt von Crissy, deren starke, modulationsreiche, kräftige, dem jeweiligen Song hingebungsreiche Stimme vom ersten Ton weg nicht zu bremsende Begeisterung zu verantworten hatte. Was kann man da schon empfinden, wenn Crissy als ihr Intro “Papa was a rolling stone“ wählte, zweifelsfrei mit dem Kalkül: da wird zugehört? “Carwash“ (Rose Royce ???) und das unverwüstliche “Hound dog“ dürfen nicht unerwähnt bleiben. Crissy stand nicht auf dem Programm, worin sich einmal mehr die Klugheit des Arrangements für den Abend dokumentiert.

Im dritte Set ein weiterer Stimmgenuß u. a. mit “I feel good“ (James Brown) aus der phrasierenungssreichen Kehle von Ulli Tisch, die zu den arrivierten Jazzsängerinnen geworden ist.
An Spaßlieden stand eindeutig der “Beislrocka“ (Tom Bayer) an der Spitze. Wie unterhaltsam, aufbauend für die von der ganzen Woche strapazierte Physis, wie ein Energiebad wirkend, kann so ein Abend sein! Lob und Anerkennung den “B 3″ und der immer freundlichen, aufmerksamen Britta(s) hinter und vor dem Tresen!!

Hermann Harrauer