Konzertbericht Siggi Fassl & The Time Travellers, 28.11.2017, Schwarzberg

ZEITREISE MIT ERSTER KLASSE
Siggi Fassl And The Time Travellers im Schwarzberg
©Al Cook 2017

Wenn ein erklärter Fan tiefschwarzer Bluestradition eine Zeitreise mit dem Western-Swing Train von Siggi Fassls Time Travellers unternimmt, muß das schon ein vielversprechendes Vergnügen sein…und das war es auf ganzer Linie.

Country-Music Marke Nashville Pop war nie mein Bier, doch die Vorväter der Rockabilly-Ära, die in den 30ern bis 50ern die Grand Ole Opry und das Louisiana Hayride Publikum begeistern konnten, hatten abseits des Blues immer mein Ohr, weil aus dieser Tradition mein Jugendidol Elvis Presley und fast sämtliche SUN Recording Stars hervorgingen.

Nun, wer paßt da wie ein Maßanzug , wenn es gilt, den Sound der alten Haudegen in die Welt von heute zu tragen…Siggi Fassl, der audiovisuell perfekte Musiker, dem man seine Mission fraglos abnimmt.

Die meisten Musikfreunde kennen ihn als Gitarristen bei Erik Trauners Mojo Blues Band, wo er mit Renditionen bekannter T-Bone Walker Nummern aufhorchen läßt. Doch ein nicht unerheblicher Teil seines Herzblutes fließt für die Rockabilly- und Western-Swing Tradition. Binnen weniger Jahre schaffte er es, der Pedal-Steel Gitarre die nötigen Töne zu entlocken und stellte eine Superband zusammen, die ich im „Schwarzberg“ zu hören bekam.

Da ich als Country-Music Greenhorn die Majorität der Songtitel nicht kannte, konzentrierte ich mich auf die gespielte Musik und war vom Arrangement und den stilistisch perfekten Soloeinlagen der Musiker schlichtweg begeistert.

Siggi bewies seine professionelle Führungsqualität vorallem durch das sensible Feature seiner Bandmitglieder, die er zum großen Teil aus der bühnenerfahrenen Bluesszene rekrutierte. Die Rhythmusgruppe, die aus dem Mojo-Drummer Didi Mattersberger und dem Bluesbassisten Michael Hudec bestand, lieferte einen Beat, der das war, was man sich unter einem perfekten Backing versteht. Man fühlt ihn zuerst, bevor man ihn hört und das ist gut so. Dadurch bekommt der instrumentelle Teil die geschmackvolle Garnierung, die den Gourmet Genuß bereiten. Der Lohn folgt auf dem Fuß….Ich habe noch keine Band gehört, die dem Publikum solch permanenten Szenenapplaus entlockte.

Der Dialog zwischen Siggi Fassl und dem virtuos agierenden Herbie Dunkel an der Gitarre  bewiesen, daß das Konzert noch mit weiteren Höhepunkten aufzuwarten hatte. Daß Western-Swing und der Rockabilly-Sound von Elvis‘ SUN Aufnahmen eng verwandt ist, bewies Herbie mit einer rasanten Version des Working Man Blues. Deutlich düst da der Mystery Train durch Tennessee und James Burton grüßt und zieht den Hut. Doch was ist Country-Music ohne Fiddle…die gehört dazu wie Floyd Cramers charakteristisches Klavierspiel, das wir vom flinkfingerigen Moritz Haugk locker vom Hocker aufs Tablett bekamen. Wie dieser Mann trotz seines verantwortungsvollen Fulltime-Jobs als Primararzt noch solche Energie an den Tasten rausläßt, grenzt an ein Wunder.

Paul Dangls großartiges Country-Fiddling rundete den Ensemblesound auch noch zum perfekten Swingabend ab, als er seinen vier Saiten fast unerwartet Django Reinhards „Dinah“ entlockte. Was kann man von solch einem Abend noch erwarten? Ach ja…Kokomo Arnolds „Milkcow Blues2 und eine bisher ungehörte Version von Chuck Berrys „Promised Land“….Dann schloß Siggi Fassl mit seiner Lieblingsnummer „Bring me flowers while I’m living“ ab.

Mir blieb ob solchen Kunstgenusses nur mehr stille Bewunderung.