Konzertbericht Lilli Kern, Herby Dunkel & Benji Hösel, 26.8.2017, Louisiana Blues Pub

Diesmal etwas ganz Anderes

Lousiana Blues Pub
26. 8. 2017

Die Einladung zu einem Abend mit den Akteuren Lilli Kern, Herby Dunkel und Benji Hösl ließ nicht nur eine Platzreservierung angeraten sein, findet doch dieses Dreigestirn erfahrungsgemäß stets einen besonderen Zuhörerkreis, der sich wiederum durch besondere Zuhörerdisziplin und intensive Begeisterungsfreude auszeichnet. Der Abend realisierte alle damit verknüpfbaren Erwartungen. Schon jetzt ist zu sagen: es war unglaublich und ging über alle Erwartungen hinaus.
Wenn nun diese drei “etwas ganz Anderes“ als Programm ankündigen, ist der Zuhörer gut disponiert, eine spezifische Bereitschaft zu Überraschendem, Offenheit  für Neues und Unbekanntes, am besten zusammengefaßt in Premierenstimmung mitzubringen. Das Resultat, wieder hier vorweggenommen: das war alles da, als fände man sich den drei Artisten gegenüber dazu in einzigartiger Bereitwilligkeit verpflichtet.
Das Bestimmende des Abends war eine extrem hoch liegende Latte für Wohlklang der Instrumente und eine eben nur von den Dreien bietbare Harmonie des Gesanges. Wenn Lilli, Herby und Benji singen, halte dich, Zuhörer, bereit, deine Stimmungspotentiale bis zum Anschlag auszuschöpfen. Und dem war so. Von Lilli kennt man ja nichts Anderes (steht nicht im Widerspruch zum Abendmotto) als Singen auf höchstem Niveau in allen denkbaren Registern. Herby hat unbeschreibbar seine Ausdruckskraft der Stimme mit ungeahnten Facetten angereichert: so war es ein wundervoller Moment, ihn im doch recht schwierigen Falsett zu hören. Was gehört doch da an Disziplin dazu!! Und der Bariton von Benji brilliert neuerdings mit einer Geschmeidigkeit, die zugleich in angenehmster Kunst ein überaus solides Fundament auf breit angelegter Basis beiträgt. Das verwirrende Element des ganz Abends war charakterisiert in dem Warten, welche einzigartige Überraschung der nächste Song wohl bringen wird.

31 Songs waren zu hören. Es waren stimmungsvollste Lieder, unter denen sich – ohnedies von ihnen an manch früherem Abend gespielt und gesungen – darunter wohl Bekanntes fand.
Die Sensoren der unmanipulierbaren Erinnerung sprangen da sehr rasch an und gaben sich dem Hören längst liebgewonnener Musikkunst hin.
Herby eröffnete als Solist mit Don’t Think Twice (Bob Dylan), das selten zu hörende Treetop Flyer von Stephen Stills, von dem später noch Four and Twenty folgte. Im Trio starteten sie mit Don’t Worry Bout Me (Herby Dunkel) – später folgten seine Klassiker Gimme Coffee wie auch Hanging On, weiters The Things That Love Will Make You Do und Common Ground-, längst das von ihnen zum Gassenhauer erhobene Sitting in Limbo (Jimmy Cliff), für dessen Interpretation sie eigentlich ein Copyright beanspruchen sollten. Auf bekannter Schiene führten sie das volle Louisi mit Helplessly Hoping (Crosby, Stills & Nash), Angel from Montgomery (John Pine) weiter. Zur Kategeorie des Raren zählen Songs von Chris Stapelton wie Whiskey and You. Für Überraschung sorgten Cindy Lauper´s True Colors, von Thom Brash He Can Have My Heart. Sehr launig ist Greatful Dead´s Friend Of The Devil.  Ein Muß!
Wenn eine noch so geliebte und beliebte Bluesercommunity wie Lilli, Herby und Benji glaubt, ein Zusammensein mit Closing Time beenden zu können, dann ist klar, es muß noch Zugaben im Koffer haben. Da waren es zwei Tom Waits-Nummern (der Lieblingskomponist auch des Trio), dann (etwas früher schon im Programm I Hope That I Don’t Fall In Love With You und Tom Traubert’s Blues) nämlich Heart Of Saturday Night und Jesus gonna be here.
Es ist undenkbar, daß über einen derartig denkwürdigen Abend all das gesagt ist, worauf berechtigter Anspruch besteht. Wie das immer sein kann: Sprache allein kann Musik nicht zur Seite stehen. Sie ist für sie ein Instrument, das erst in der Union mit ihr das ausdrücken und transportieren kann, was – wiederum sprachunmöglich – als Wert fortbesteht wird.

Bleibt dem Gast des Abends im Louisiana Blues Pub der Dank an dasselbe und die Hoffnung und Bitte auf vielfache Wiederholungen und hoffentlich vielen Orten!!

Hermann Harrauer