Konzertbericht Duke Robillard

Duke Robillard & Band

Reigen, 24. März 2015

Duke Robillard wiegt zwar weit weniger als Buddy Whittington, ist aber als Gitarrist und Sänger jedenfalls auch ein musikalisches Schwergewicht höchsten Ranges. Mit vielen Größen der meisten Genres hat er zusammengespielt resp. Tonträger aufgenommen, unter ihnen Big Joe Turner, Jimmy Witherspoon, Jay McShann, Herb Ellis, Dr. John, Bob Dylan, Tom Waits, John Hammond, Maria Muldaur, um nur einige zu nennen. 1967 gründete er zusammen mit Pianist Al Copley (der auch vor kurzem in Wien zu sehen war) „Roomful of Blues“, nahm danach mit der „Legendary Blues Band“ Platten auf und wurde hinterher nach Jimmy Vaughan Mitglied der „Fabulous Thunderbirds“.

Er hat alle Höhen und Tiefen des Geschäfts erlebt, er braucht sich nicht mehr weiter zu entwickeln, er muss nichts mehr beweisen – er stellt bzw. setzt sich auf die Bühne und spielt, was ihm gerade in den Sinn kommt – Blues, R&B, Jazz, Swing, Rock’n’Roll – und genau so durften die beste Sissi von allen und ich das Konzert erleben.

Als wir, leicht verspätet, den Reigen betreten, hören wir gerade ein latin-angehauchtes Instrumental mit viel Perkussion, anscheinend schon der zweite Titel, es ist kurz nach 21:00. Es folgt ein Blues-Shuffle mit ausgiebigen Chorussen von Pianist Bruce Bears und Duke himself. Das akustische Klavier ist wieder technisch gut abgenommen und hörbar, Bassist Brad Hallen ist ein Meister auf dem Upright,

Schlagzeuger Mark Teixeira scheint (absichtlich) mit etwas verzögertem Beat zu spielen und bringt damit gehörige Spannung. Robillard’s Singstimme kennt man von vielen Tonträgern, sie ist im Vergleich mit vielen alten Aufnahmen „reifer“ geworden und passt gut zu seinem Blues. Nach dem Slow-Blues „My Tears“ beweist er Sinn für Humor – als nächstes sagt er einen „Blues Love Song“ an: es wird „You Are As Welcome As A Heart Attack“ – wahrlich kein Kompliment für einen Partner. Bears hat auf eine elektrische Hammondorgel gewechselt, die er sparsam bedient. Der Song kommt etwas funky herüber. Aus „Just Because“ wird eine Swingnummer; jetzt ist eine andere Gitarre mit einem „jazzigeren“ Klang dran, vom Klavier ist nur die rechte Hand hörbar, und kurze Interjektionen kann sich Duke nicht verkneifen – „Diamonds Are A Girl’s Best Friends“ wird angerissen, und im Finale wird das Ganze zu „Tequila“. Auch lustig.

Billie Holiday’s „Can’t believe That You’re In Love With Me“ wird instrumental gespielt, die Gitarre erinnert an Herb Ellis, man hört auch Bass- und Drumsoli. „Jessie’s Blues“ ist ein weiteres, „jazziges“ Instrumentalstück in langsamem Tempo. Es folgen „Down In Mexico“ und eine Hommage an B.B. King, bevor mit (wenn ich es richtig verstanden habe) mit „Reel My Wire“ astreiner Rock’n’Roll kommt. Der Pianist klopft brav seine Triplets, Duke soliert ausgiebig, und es täte mich in den Beinen jucken, wäre ich ein Tänzer. 

Dann wird Robillard des neben der Bühne winkenden Steve Gyger ansichtig und fragt: „Have you got your horn with you?“ Natürlich hat der und wird unter Applaus zum Mitspielen eingeladen.

„Just A Feeling“ singt Steve als erstes, ein schöner, langsamer Chicago Blues Shuffle mit gekonnter Begleitung; Klavier, Gitarre und zweimal Harmonika. Als eingefleischter Sonny Boy W.II Fan folgt „Shake The Boogie“, das etwas müde klingt, das hat man schon lebendiger gehört. Das Piano ist mit einem „jazzigen“ Chorus zu hören, der nicht wirklich passt.

Ihren Sinn für Lustigkeit stellt die beste Sissi unter Beweis, als Duke das nächste Stück ansagt: I’m Gonna Buy Me A Dog And Put Him In Place Of You“. „Jetzt siehst du, welches Glück du hast“, sagt sie in meine Richtung. Haha…

Jetzt singt der Leader wieder selbst, und ein schönes Harpsolo ist zu hören, ein Anflug von Louisiana Blues. Gyger verlässt die Bühne wieder, und es folgt als letztes Stück des regulären Programms das instrumentale „Avalon“, hölzern interpretiert mit wenig Swing, eine Tour de Force für Bass (der Mann spielt grandios) und einem Solo für Jazzpiano. Sissi meint, er schläfert uns jetzt ein, damit wir freiwillig nach Hause gehen.

Als Zugaben kriegen wir noch ein Schlaflied, das Les Paul gewidmet ist, nämlich „I’m Confessin…“, und nach einem lebendigeren, allerletzten Lied glauben die Herren, heimgehen zu können, haben aber nicht mit dem insistierenden Applaus des Publikums gerechnet, der sie noch einmal zurückholt. Steve Gyger ist wieder dabei, und wir hören Eddie Taylor’s „Train Fare Home“, einen schnellen Blues, der an das Original leider auch nicht ganz herankommt.

Etwa zwei Stunden am Stück haben wir erlebt, Pause war niemandem gegönnt. Wie bereits oben erwähnt, braucht Duke Robillard niemandem etwas beweisen und darf spielen, wie und was er will.

Ein bisschen mehr Blues wäre im Rahmen eines Bluesfestivals kein Fehler gewesen.

 

Werner Simon