Original Stiefelbein Bluhs-Bänd / neue CD „Im Sittl“

Der neuen CD der Original Stiefelbein Bluhs-Bänd „Im Sittl“ ist es so ergangen wie einer schönen Frau – jeder will sie haben, und am Ende bleibt sie übrig. Bei uns herrschte auch ein G´ries um die Review, jeder wollte sie schreiben, jeder dachte, es macht jetzt doch ein anderer, und so gingen sechs Monate ins Land, ohne daß etwas geschah…

Und jetzt liegt sie vor mir, am Cover ein alter Mann, der 100%ig ein Mitglied von „Stimmgewitter Augustin“ ist, aber auch absolut in eben jenes Sittl am Gürtel paßt, das als Namensgeber für die CD fungierte und in dem auch die Aufnahmen zu dieser Live!CD erfolgten. – Stimmgewitter Augustin sind auch als Gäste bei einer Nummer mit dabei. Der Obdachlosenchor hat sich schon einen bekannten Namen in der Szene gemacht und besticht durch Originalität und Charme.

Daneben gibt es auf der CD auch noch so illustre Gäste wie u.a. Gottfried David Gfrerer, der früher fixes Stiefelbein-Mitglied war (und dessen eigene neue Solo-CD im Frühjahr 2008 erscheinen wird) und Dieter Ganster. Der sorgt mit seiner genialen Nummer „Schuldn und weit ham“ für eines der besonderen Highlights der Scheibe.

Zwischen „Intro“ und „Extro“ findet man auf dieser CD alles, was die Stiefelbeine auszeichnet – Wortwitz, moderne Wienerlieder, fantastische Verdeutschungen großer Hits („Schebban und Tameln„). Einiges davon konnte man schon bei früheren Stiefelbein-Konzerten hören und umso mehr freut es mich, daß ich diese Songs jetzt immer bei mir haben kann.

Drei große Wortkünstler – Billy Wotawa, Georg Siegl und Andreas Fasching – sind in dieser Band vereint und steuern sowohl die Nummern als auch Akkordeon, Gitarre und Geige bei. Dabei werden sie von Martin Sedlinger kongenial an der Harp unterstützt. Übrigens: Andreas Faschings Nummer „Donawitz“ belegte bereits beim Wettbewerb „Hocknstad“ den 1. Platz!

Die Steifelbeine führen uns auch in die Musikgeschichte ein, oder wußtet Ihr, daß der Klassiker „House of the Rising Sun“ eigentlich ein Wienerlied war? Um 1911 entstand die einfühlsame Vorstadt-Ballade vom „Oedn Haus im Liebhartstal“ (Komponist war der böhmische Schuhmachergeselle Frantisek Dobrovolny), die jetzt, auf dieser CD, wieder dem breiten Publikum nähergebracht wird – ein Juwel, dem Vergessen entrissen!

Eine wunderbare CD, die ich jedem, der auf intelligenten Schmäh und Wortwitz, gepaart mit Folk, Blues und „Neuem Wienerlied“ steht, ganz besonders ans Herz legen möchte. Und da man bei Wienerliedern nicht sagt „A must have„, sage ich, die muas ma afach habn…

Hannelore Krycha