Carolyn Wonderland – „Missunderstood“ (Ruf-Records)

In unseren Kreisen bislang weitgehend unbekannt, erschien nun das erste in Europa veröffentlichte Album von Carolyn Wonderland.
Produziert vom neunmaligen Grammy-Gewinner Ray Benson sollte nun dem Geheimtip aus Austin,Texas endgültig der Durchbruch gelingen.
Auf über zwanzig Veröffentlichungen war die eigentlich aus Houston stammende Multiinstrumentalistin schon zu hören, sechs davon unter ihrem eigenen Namen.
Tourneen mit Buddy Guy und Johnny Winter, Jams mit Los Lobos, Robert Earl Keen, Eddy Shaver, Ray Benson und nicht zuletzt Bob Dylan festigten Ruf als heißen Live-Act.
Und auch ihr Co-Songwriting bei Nummern von Cindy Cashdollar, Candye Kane, Sahra Brown und Guy Forsyth sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Bei den zwölf Nummern auf „Missunderstood“   zeichnet sie sich bei sieben für das Song writing verantwortlich oder teilt sich die Credits mit Ray Benson bzw.Eldridge Goins.
Ausgeborgt wurde bei Terri Hendrix, Bruce Robinson, Rick Derringer und J.J. Cale.

Sie selbst bezeichnet Ihre Musik als Mix aus Elementen von Blues, Country, Swing, Zydeco, Surf, Gospel und Soul. Elendlang die Liste Ihrer „Heroes“

In erster Linie ist sie als Sängerin und Gitarristin tätig (mein CD-Highlight „Still Alive and Well“ , sowieso eine meiner Lieblingsnummern, wen´s intressiert) , greift jedoch auch zur Lap Steel (z.b. im Opener der CD „Misunderstood“ , kräftig Slide-artig gebluest), oder zur Trompete ( „Walk On“ ) ,zur Mandoline ( „The Farmer Song“ , mit Cindy Cashdollar an der Dobro, auch nicht schlecht!) und auch am Piano ( „Feed Me To The Lions“ mit klassischem Einschlag durch das Tosca String Quartet )
Eine ganz starke Nummer ist übrigens auch  „Long Way To Go“, nicht zuletzt wegen Jason Roberts an der Fiddle. Klingt ein wenig nach Little Feat, so etwa zu der „Under The Radar“- Zeit- unbedingt reinhören!
Barroom jazzig schmeichelt sich „I Don´t Want To Fall For You” in die Gehörgänge, und auch die anscheinend unvermeidliche „Bad Girl Blues“ Nummer fehlt natürlich nicht. Liebe Damen, wir haben es schon behirnt, das Ihr alle ganz, ganz böse Mädchen seid, Danke!
„Throw My Love“ funkt dafür wieder, das es eine helle Freude ist

Wer also auf der Suche nach einer Musikerin ist , die stimmlich in die Region einer Janis Joplin kommt, aber Wert auf etwas mehr musikalische Raffinesse legt, wem Lou Ann Barton zu lasziv, Sue Foley zu sehr old timey , Ana Popovic zu jazzig, Candey Kane zu swingig, Dani Wild zu brav und  Joanna Connors zu soulig ist,wird hier gut bedient. Auch Allen jenen, denen Lucinda Williams einfach zu viel Country und zu wenig Blues spielt (und zu viele Probleme wälzt) wird diese Scheibe gefallen.
Clever