Canned Heat-Christmas Album (Ruf)

Rechtzeitig zum Beginn der Weihnachtszeit (also Ende August) legen Canned Heat ein „Christmas Album“ auf den Gabentisch.
Leicht panisch hinsichtlich unbeschreiblich kitschigen Weihnachtsgedudels lege ich also die CD in den Player, drücke mit zitterndem Finger die Wiedergabetaste, und atme bald darauf erleichtert auf- halb so schlimm!

Die CD gliedert sich in zwei Teile. Aufnahmen von 2006 in der Besetzung mit „Fito“De La Parra am Schlagzeug, Robert Lucas Gesang, Harp und Gitarre, Greg Kage am Bass und Gesang und Barry Levenson an der Gitarre.
Als Gäste stellen sich am Piano Jay Spell, Eric Clapton und von Blues Traveller John Popper mit Harp und Gesang zur Bescherung ein.
Ergänzt werden diese neuen Songs von drei Aufnahmen aus dem Jahr 1968 im klassischem Canned Heat Line-Up: Bob “The Bear“ Hite, Henry “Sunflower“ Vestine, Alan “Blind Owl“ Wilson, Larry “The Mole“ Taylor und Adolfo “Fito“ De La Parra und den Chipmunks.
Eine  Nummer stammt aus dem Jahr 1998 ( die Aufnahme mit Clapton und Popper) von einem Benefizkonzert für die Special Olympics in Washington D.C.

Zu den Songs selbst: 1968 hatten Canned Heat gerade ihren Top Hit „On The Road Again“ in den Charts, als die Idee entstand gemeinsam mit den Chipmunks deren alten Hit „Christmas Don’t Be Late“ neu aufzunehmen.
Die Nummer war zehn Jahre zuvor schon einmal ein Hit gewesen. Als   „The Christmas Song“ hatte die Canned Heat/Chipmunk  Zusammenarbeit  zwar ordentlich Airplay, doch Charterfolge blieben aus.
Die B-Seite dieser Single (ist es nicht herrlich: wann hat von Euch wer das letzte Mal eine  S i n g l e in der Hand gehabt ????????)war auch schnell eingespielt.
Fito De LaParra spielte eine bluesige Ballade am Piano, der Rest der Band jammte dazu. Ein Text über die Abwesenheit der Geliebten während der Feiertage war schnell geschrieben und so war der „Christmas Blues“ geboren.
Fünfunddreißig Jahre später wurde die Nummer von Heineken Beer für eine Fernsehwerbung verwendet und drei Jahre um die Weihnachtszeit gesendet.

Eine zweite Version des „Christmas Blues“ ist auf dieser CD mit Dr.John am Piano vorhanden, und schlussendlich noch die oben schon erwähnte VS.3 mit Clapton und Popper.

Soweit das statistische, doch jetzt endlich zum eingemachten:

„Deck The Halls“ beginnt mit einer Weihnachtlichen Gitarre, ändert aber sofort den Kurs in Richtung flottes Liedchen, das richtige zum rumtollen im Schnee im Weihnachtsurlaub.

Bei „The Christmas Song“ mit den Chipmunks  werden sich die doch sehr unterschiedlichen Künstler anfänglich nicht ganz einig, wie die Nummer angelegt werden soll: Als nettes Weihnachtsliedchen für die Kinder zum mitsingen oder als fetziger Boogie oder schlicht und einfach als lockere Blödelei, in die es dann schlussendlich ausartet.

„Christmas Blues” #1 in der Original klassischen Canned Heat
Besetzung

„Santa Claus Is Coming To Town“swingt munter angejazzt als Instrumental vor sich hin.
Ähnlich angejazzt präsentiert sich auch „I Wont Be Home For Christmas“, gesungen von Greg Kage.

Und es wäre ja keine echte Canned Heat Platte, gäbe es keinen „Christmas Boogie“ zu hören.

“Santa Claus Is Coming In Town”  ist an und für sich auch ein flottes, gelungenes Stück, allerdings nervt mich Jay Spells hektischer Gesang ein wenig.

„ Jingle Bells“ braucht man wohl niemanden extra vorstellen, möchte nur erwähnen das bei dieser Nummer    Sharron Benson&Kathleen Siskron für die Backing Vocals verantwortlich sind.

„Christmas Blues“ die zweite: siehe oben, diesmal mit Dr.John am Piano

„Boogie Boy“ ist eine Adaption von  „Little Drummer Boy“ – Live is no fun without the Boogie (Orig.text)

Schlussendlich kommt dann noch mal der „Christmas Blues“ diesmal live mit John Popper und Eric Clapton, eindeutig die fetzigere Version.

Alles in Allem eine überraschend gut gelungene Platte die sich deutlich von anderen Weihnachtspeinlichkeiten abhebt.
Also auf zum Plattendealer Eures Vertrauens und der Weihnachtsabend bei den Schwiegereltern wird doch nicht so fad.

Clever