CD Review: The Bottles „Hot Rod Blues“

The Bottles – „Hot Rod Blues“

CD-Eigenproduktion, nicht nummeriert

Es ist wenige Tage her, da fuhr diese CD über die Ziellinie auf meinen Schreibtisch.

Oje, schon wieder ein gitarrenlastiges Trio mit Mundharmonika-Erweiterung, natürlich kein Klavier, waren meine ersten Gedanken.

„Hot Rod Blues“ – wieso dieser Titel? Die Scheibe hat nix mit aufgebrezelten Autos zu tun, kein Rocket 88, kein Mercury, kein 57er Chevy, nicht einmal ein Big Black Cadillac. Erst später wird es bewusst – gemeint ist die überbordende Kraft dieser Autos. Und tatsächlich, eine Menge Power steckt in der Scheibe. Zwar finden sich ausschließlich Coverversionen, allerdings zum Gutteil wenig bekannter Lieder. Nach Muddy und Hooker, Clapton und Cale kommen Namen, die ich nicht vermutet hätte – „Dr.House“ Hugh Laurie, Lynyrd Skynyrd , Buffalo Springfield, Depeche Mode, allesamt Überraschungen. Meine Meinung zu Coverversionen habe ich an anderer Stelle schon kundgetan – grundsätzlich bin ich nicht negativ eingestellt.

Die Herren Martin Sedlinger (hca, lead-vcl auf „Call Me The Breeze“), Robert Rehak (g) Ben Zalud (b) und Peter Klein (d), verstärkt durch Sängerin Mandana Nikou (bei „Dark End Of The Street“) und Perkussionist Michael Maurer, haben eine bemerkenswerte, erfreuliche, sehr unterhaltsame Scheibe produziert.

Mein „Oje“ aus der ersten Zeile oben widerrufe ich hiermit, da war kein Klavier notwendig, hätte vielleicht sogar gestört. Alle Titel wurden „live“ im Studio eingespielt, später mit ein paar Overdubs aufgemotzt und tiefergelegt.

Martin Sedlinger ist in großer Form; ihm gebührt mittlerweile eine Poleposition. Nicht nur sein Intro bei „Crossroads“ ist großartig, er spielt äußerst bemerkenswerte Chorusse und Licks. Robert Rehak kann Gitarre spielen – gepickt oder mit Slide („Down To The River“), elektrisch oder akustisch, solierend oder begleitend – er lässt nie aus, ist immer präsent. Seine Singstimme wirkt phasenweise etwas gekünstelt, erinnert mich manchmal an die von Michael van Merwyk.

Ben Zaluds Bass, upright oder elektrisch, groovt mächtig, sein Solo bei „We’ll Meet Again“ schwebt über Sedlingers Harp und kommt wie selbstverständlich – nicht einer der aufgesetzten Chorusse, weil der Bassist auch einmal solieren muss.

Last, but not least das Schlagzeug Peter Kleins – unaufdringlich, kein crash & bang, aber voll verlässlichem Rhythmus. Die verwendete Basstrommel ist keine Trommel, sondern ein Cajon, was für den schaumgebremsten, phonreduzierten Sound sorgt.

Wie man zu dieser CD kommt? Meine kriegt niemand, aber als Kontakt ist bluesmail@bottles.at  angeführt.

http://www.bottles.at

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Werner Simon