Konzertbericht Buddy Whittington

Werner Simon hat einen Konzertbericht vom ersten Konzert des Vienna Blues Spring 2015 geschrieben:

Buddy Whittington & Band

am 20.3.2015 im Reigen (Vienna Blues Spring 2015)

Buddy Whittington ist in jeder Hinsicht ein gewichtiger Mann. Geschätzte 150kg dürfte er auf die Waage bringen, ist aber dennoch gut genug in Form, um mehr als drei Stunden im Stehen durchzuhalten. Auch während der Pause setzt er sich nicht hin, sondern steht an der Bühnenrampe, um CDs zu signieren und für Fotos zu posieren.

Er ist schwarz angezogen, das Haupthaar ist schon schütter, sein Knebelbart steht ihm gut. Der Reigen ist gut gefüllt, die Leute gut gelaunt, was bei der Performance der Band niemanden wundern sollte. Buddy wirkt sehr konzentriert, lächelt selten, biedert sich nicht an, hält aber Kontakt zum Publikum. Sein Texanisch ist nicht einfach zu verstehen, wenn er (im ersten Set) Titel mit ein paar Bemerkungen ansagt; im zweiten Teil sind die Ansagen spärlich, die meisten Stücke kommen oft wie ein Medley. Nach jedem Lied bedankt er sich, noch bevor der Applaus einsetzt, vielleicht dafür, dass man ihm brav zugehört hat. Er spielt eine „billige Heritage Gitarre“ (sagt Hermann Posch, und der muss es wissen, ist er doch auf einem Foto mit Buddy auf Facebook zu sehen, dessen Instrument umgehängt). Es werden keine wie immer gearteten Effektgeräte verwendet, der Ton kommt direkt über den Verstärker wie bei den alten Meistern. Whittington verwendet nur eine einzige Gitarre immer in derselben Stimmung, die er mit Plektrum, Slide oder den bloßen Fingern bearbeitet. Der Sound insgesamt ist sehr gut, die Lautstärke durchaus erträglich. Auch er hat seine Vorbilder und Einflüsse, Stevie Ray Vaughn oder B.B.King dürften aber nicht darunter sein, eher vielleicht Freddy King und Duane Allman, von denen er auch Titel im Repertoire hat, und natürlich sein ehemaliger Chef John Mayall und die Bluesbreakers.

Man liegt nicht falsch mit der Aussage, dass er seinen eigenen Stil gefunden hat, maßvollen Blues-Rock mit traditionellem Einschlag. Interessanterweise braust der größte Jubel stärker bei Coverversionen als bei eigenen Titeln auf, wie etwa „Hideaway“ mit einem funkigen Intro, Gary Nicholson’s „Jacksboro’ Highway“, oder einem Lied, das ich wie „I Got The Edge, But Ain’t Got The Stretch“ verstanden habe, und bei dem starker Stones-Sound zu hören ist. Sehr publikumswirksam sind seine schnellen, virtuos gespielten Läufe, oder wenn er unisono zur Gitarre singt. Die Band ist sehr gut eingespielt, die Herren spielen ja auch schon lange genug zusammen.

Bassist Pete Stroud (vormals Peter Green’s Splinter Group) ist ein sehr aktiver Mitspieler und Backgroundsänger. Oft ist er nicht nur kontrapunktisch unterwegs, sondern spielt Melodielinien mit.

Auch mit einigen Soli war er zu hören, die logisch aufgebaut und nicht aufgesetzt wirkten. Schlagzeuger Darby Todd dürfte vom Rock herkommen. Er liefert soliden Beat ab und ist immer „on time“; die Becken stoppt er nicht ab, sondern lässt sie ausklingen. Obwohl er der jüngste der drei ist, wirkt er zum Schluss hin konditionell ziemlich am Ende; er hat sich auch körperlich sehr anstrengen müssen.

Für die Zugaben holt Whittington unseren Landsmann Reinhard Stranzinger auf die Bühne, mit dem zusammen er in den späten neunziger Jahren Mayall auf einer Tour begleitete.  Der ohnehin schon kompakte Sound wird noch dichter, man beginnt mit „Superstitious“, bei dem Stranzinger auch singt, und setzt unerwartet mit „Please Send Me Someone To Love“ fort; beide Songs dürften nicht zum Standardrepertoire gehören und wirken spontan. Obwohl mehr Rocker als Blueser spielt Reinhard gekonnt mit und beide solieren abwechselnd, sogar „call and response“ ist zumindest ansatzweise zu vernehmen. Für die Wahrnehmung stilistischer Unterschiede ist der gemeinsame Auftritt zu kurz. Mit „Going Home“ hofft Buddy aufhören zu können, aber das gnadenlose Publikum holt ihn noch einmal auf die Bühne.

Man kann dem Veranstalter und der künstlerischen Leitung gratulieren – dieses erste Konzert des Vienna Blues Spring 2015 wird von den folgenden Künstlern nur schwer zu toppen sein.     

Werner Simon