“Sleigh Ride” – Frank Muschalle Trio featuring Stephan Holstein, special guest Travis Haddix

“Sleigh Ride” – Frank Muschalle Trio featuring Stephan Holstein, special guest Travis Haddix

Styx CD1065

Straight Forward/ Sleigh Ride/ Two Funky People/ Red Light/ Chocolate Drop/ Glenn’s Glide/ Key Shifter/ I’ll Remember You/ You’re A Fool/ Lady Be Good/ Nod To Wilson/ Clang Clang Clang/ Splashin‘ Around With The Kids/ Pastry/ It’s You I’m Thinking Of/ Sheik Of Araby/ Spooky ‚N‘ Blue/ Jungle Town Jubilee/ Gee Baby, Ain’t I Good To You

Jetzt ist es heraus, er hat sich geoutet: Frank Muschalle ist (auch) ein Lloyd Glenn Verehrer – nicht weniger als fünf Stücke seiner neuen CD sind Glenn Covers. Damit ist er in guter Gesellschaft, denn auch Dave Ruosch, Andreas Sobcyk, Dani Gugolz und viele andere sind Anhänger dieses genialen Pianisten und Komponisten, eines Grenzgängers zwischen Blues und Jazz, eines Mannes, der es geschafft hat, mit zwei Instrumentalstücken in die US-Charts zu kommen (!).

Dazu kommen fünf Eigenkompositionen und neun weitere Covers, bei denen zu erkennen ist, dass Frank auch „jazzigen“ Klängen nicht abhold ist. Insgesamt gehört dieses Album eher in die Abteilung „sophisticated“ als das vorangegangene, obwohl auch hier Boogie Woogie und R&B Jump nicht fehlen. Drei Stücke sind Instrumentals im Trio, drei mit Gesang, vier Mal ist Stephan Holstein auf der Klarinette zu hören, auf den restlichen Titeln mit Saxophon.

Die Scheibe beginnt schwungvoll mit dem selbstgeschriebenen Swing/Boogie „Straight Forward“, setzt fort mit der Titelnummer der CD, dann „Two Funky People“, ein langsamer Blues, den der legendäre Saxophonist Al Cohn seinem Sohn Joe für Gitarre geschrieben hat; hier aber sind die „funky people“ Frank und Stephan, teils unisono mit Klavier und Klarinette, teils mit inspirierten Chorussen, eine feine Ballade! Nach „Red Light“ mit Dani’s Gesang folgen zwei Lloyd Glenn Titel, danach „Key Shifter“, allen vier Herren zugeschrieben, eine unkomplizierte Melodieführung mit boogieangehauchter linker Hand Franks, aber mit ständigen Tonartwechseln, vorgegeben abwechselnd von Piano und Sax, bemerkenswert!

Gugolz am Bass folgt wie selbstverständlich, Müller sind Tonarten klarerweise egal. Auf dem im Original gesungenen „Remember“ lassen Piano und Sax mit gefühlvollem Spiel die Stimme Cecil Gant’s nicht vermissen, und „You’re A Fool“ ist nahezu ident mit „I’m Mad“, beides 1953 eingespielt und augenscheinlich ein Versuch Willie Mabon’s (oder der cleveren Chessbrüder), mit ein und demselben Stück ein zweites Mal in die Charts zu kommen. Travis Haddix’s Stimme passt gut dazu. „Lady Be Good“ kommt als Boogie mit einem heißen Saxsolo und einigen schlagzeuggefüllten Breaks, eine Rarität insofern, als Peter Müller für seine Drumchorusse live beim Publikum immer frenetischen Jubel auslöst, dieselben aber auf Tonträgern bisher noch nicht zu hören waren. Auch der „Sheik“ ist Boogie Woogie, und beide Titel wurden von Ammons bis Zwingenberger von den meisten einschlägigen Pianisten gespielt. „Nod To Wilson“ ist eine Hommage an Teddy Wilson mit gefühlvoller Klarinette, einer Bridge im Stridestil und grandioser Schlagzeugbegleitung. Bei „Clang“ brilliert Dani mit seinem Bass, das Stück wurde ja von Sonny Thompson’s Bassisten geschrieben, dessen „Pastry“ zu den schönsten Klavierballaden überhaupt gehört, wieder mit großartiger Klarinettenbegleitung. 

Bei Glenn’s „Thinking“ übernimmt Dani recht ordentlich den Gesangspart Jesse Thomas‘; Holstein ist mit Riffs und Chorus zu hören.

Insgesamt eine höchst unterhaltsame, abwechslungsreiche CD zum Zuhören, als Berieselung ist sie nicht gedacht und es wäre schade drum. Eine sorgfältige Produktion, sowohl hinsichtlich der Titelauswahl als auch der künstlerischen Präsentation. Eingespielt in der Schweiz trägt die Finalisierung in Mix und Mastering wieder die unübertreffliche Handschrift der „Koka“ Soundschmiede Andreas Wingerts, der wieder ganze Arbeit geleistet hat, Kompliment!  

Werner Simon