Vali „SirBlues“ Racila & Raul Kusak – „HandMade Blues“

Crazy For My Baby/ You Can’t Get That Stuff No More/ When Did You Leave Heaven/ Sugar Mama/ From Four Till Late/ Irene Good Night/ St.Louis Blues/ How Can A Poor Man Stand Such Times/ Rattlesnakin‘ Daddy/ Is That A Monkey You Got?/ Sugar Cup/ I Don’t Trust Myself/ You Talk Too Much/ Little Wing

Eine bemerkenswerte CD für Liebhaber des traditionellen Blues (soferne sie aufzutreiben ist).

Ein Leitspruch des Gitarristen/Sängers Vali Racila ist „keep it simple“, und genau das tut er auf dieser Scheibe zusammen mit seinem langjährigen Partner, dem Pianisten Raul Kusak.

Alle Titel sind Covers, allerdings zum guten Teil selten gehörte, und alle in seinem sehr persönlichen Stil auf vier verschiedenen Gitarren, zumeist mit Slide gespielt.

Willie Dixon’s „Crazy For My Baby“ kommt in einer Rhumbaversion, das Klavier klingt sehr nach Deep South. Beim schwungvollen „Stuff“ wechselt Kusak zum Akkordeon und singt den Refrain mit. „Heaven“ ist ein ergreifendes Stück, sehr getragen interpretiert. Von Broonzy erst 1951 in Paris eingespielt, wurde es von unzähligen Künstlern gecovert, unter ihnen Louis Armstrong, Bob Dylan und Eric Clapton. Keith Richards bezeichnet es als das zweitwichtigste Lied, das er kennt…

 „Sugar Mama“ besticht durch ein superbes Piano/Slideguitar Duett und gehört zu den rasanten Titeln der CD.

Naturgemäß zählt Robert Johnson zu den absoluten Favorits Racilas – mit „Four Till Late“ hat er ein selten gehörtes Stück ausgesucht und begleitet sich auf seiner alten deutschen Gitarre, „die man nur mehr auf dem Schoß liegend spielen kann“.

Nach „Irene“ und „St.Louis“ folgt mit „How Can A Poor Man…“ wieder ein sehr bewegender Titel aus dem Depressionsjahr 1929, vielen von uns bekannt durch die Interpretation von Hermann Posch. Bruce Springsteen und Ry Cooder haben das zuvor weitgehend vergessene Lied bekannt gemacht; sowohl Racila als auch Posch orientieren sich an der Version Cooder’s, Blind Alfred Reed’s Original klingt anders.

Das beschwingte „Rattlesnakin'“ kommt vor dem humorvollen „Monkey“ (Jazz Gillum), bei dem Kusak zur im Blues ungewöhnlichen Melodica greift und den Refrain mitsingt. Der Rag „Sugar Cup“ ist ein spätes Werk Roosevelt Sykes‘ und besticht durch Klavierkaskaden und Vali’s Scat-Vocals. Mit „Trust“ und „Talk“ folgen zwei Titel im Rhumbarhythmus mit bemerkenswertem New Orleans Style Piano. „Talk“ (Lowell Fulson, nicht der Joe Jones Hit aus 1960) ist eine unmissverständliche Kritik an einer Dame, deren Geschwätz ihn nervt. Das Finale „Little Wing“ (Jimi Hendrix) ist eine Ballade, die nicht wirklich zum übrigen Repertoire passt. Interessanterweise das einzige Stück, bei dem die Gitarre schweigt.

Wie betont eine bemerkenswerte CD eines eingespielten Teams. Kein essentielles Werk, aber eine äußerst unterhaltsame, abwechslungsreiche Scheibe in einer Besetzung, die man leider zu selten hört.

Racilas angenehme Baritonstimme, sein ausdruckstarkes Gitarrespiel und Kusaks einfühlsame Klavierbegleitung führen zu einem stimmigen Ganzen. Vergleiche etwa mit Tampa Red und Kansas Joe oder später Big Maceo, mit Leroy Carr/ Scrapper Blackwell, Big Bill mit Blind John Davis, Joshua Altheimer oder Blind Bob, Muddy mit Otis Spann sind nicht anzustellen.

Wer nur auf harten Blues Rock oder fetzigen Chicago Blues steht, wird mit dieser Platte nicht viel anfangen können. Wer den traditionellen, urwüchsigen Blues vorzieht, ist bestens bedient.

Werner Simon