Ulrich Ellison „Lose Yourself“

Der Austro-Texaner Ulrich Ellison wandelt auf seiner neuen Platte „Lose Yourself“ wieder durch verschiedenste musikalische Welten…und alle sind einen Besuch wert!

Wie auch in den Liner-Notes der CD erklärt, spiegelt „Lose Yourself“ Eindrücke aus verschiedenen Seiten dieser Welt in der wir leben wieder. Unterschiedliche Blickwinkel auf all das was da so tagtäglich auf uns einströmt, mit den Augen des Künstlers wahrgenommen, mit den Fingern und der Vision des Virtuosen vertont.

Wenn Ulrich in wenigen Tagen die Bühne des Reigens entern wird, hat er sicher einige Exemplare seiner neuen CD mit, wieweit diese aber in die Regale der Hardcore- Bluesfans Einzug halten wird, wage ich zu bezweifeln.

Mit dem herkömmlichen Blues, wie wir ihn zur Zeit fast täglich beim Bluesspring hören können hat diese CD wenig gemeinsam, zu breit gefächert sind da die Einflüsse.

Ein Instrumentales Intro, eine Klangcollage schwört das Bild einer verrotteten, vor sich hinsiechende Hinterhof-Industrielandschaft herrauf- um dann in eine dynamische Treibjagd mit leicht orientalischem Flair(andere würden vielleicht Geigen hören) überzugehen.

Mit hymnischem Gesang mäandert „Public Eye“ aus den Lautsprechern, unterbrochen von Sprachfetzen, die bedrohend eine Szenerie eines Datenoverflows beschreibt.

Einen Kontrast setzt da „I Feel It To“ , die Sehnsucht nach Weite, dem überwinden von Grenzen, den Raum einfach auf das eigene Innerste einfließen zu lassen- das in etwa empfind ich bei dieser Nummer

Als meine Lieblingsnummer möchte ich „Rising Anger“ outen, das klingt nach einem Studio-Jam, bei dem alle beteiligten mächtig Spass hatten…

Wer genau hinhört entdeckt gut verpackt Einflüsse von The Police, David Gilmors klingt manchmal an, auch Essenzen von Tom Waits Klangwelten scheinen hier mitverarbeitet worden, und wer will könnte auch ein wenig Frank Zappa hineininterpretieren, sogar The Who würd ich hören, wenn ich verkrampft danach suchen würd! – wen man unbedingt vergleiche suchen will und nicht einfach sagt: Ja, das ist Ulrich Ellison

„Loose Yourself“ ist keine Platte die ein Gitarist aufgenommen hat, um sich selbst zu beweihräuchern und der Welt zu zeigen wie toll er nicht sein Instrument beherrscht, dazu ist sie viel zu komplex, hier wurden ganze Lieder verarbeitet, da geht’s mehr als nur um gute Gitarrenriffs und tolle Solos

Eine Platte, die schwer zu deuten ist, zu emotional gestalten sich da die einzelnen Lieder, da wird wohl jeder andere Bilder dazu malen -also einfach reinhören, und selbst entdecken!

Mitwirkende dieses Werkes sind neben Ulrich selbst eine Handvoll erlesener Musiker aus Austins pulsierender Musikszene.

Interessant auch die Entstehungsgeschichte dieses Werks, mehr dazu unter dem patronism link am Ende dieses Beitrages

Einen Schwachpunkt hat die CD allerdings: sie erscheint zu kurz, macht Hunger auf unbedingt mehr. Allerdings ist es auch erfreulich das hier nicht was reingeht auf eine Scheibe gepackt wurde, sondern wie bei der guten, alten LP die bewusste Reduktion gesucht wurde.

Womit wir wieder bei der Essenz wären, einer Quersumme, die einen Künstler beschreibt, aber dennoch vieles offen lässt, was es noch zu entdecken gibt

Clever