The Who – „Live At The Isle Of Wight 1970“ (eagle records)

Zeitzeugen sprechen vom größten, aber auch chaotischsten Isle Of Wight.
Mit der Ansage „a nicce Band from Shepards Bush,London“ betraten The Who die Bühne des Isle Of Wight- Festivals 1970  . Als Headliner gesetzt. am Samstag dem 29- August. Neben Jonie Mitchell, Miles Davis, Ten Years After,Emerson, Lake&Palmer, The Doors und Sly and the Family Stone.
An den anderen Tagen waren noch Supertamp, The Groundhogs, Gilbeto Gil, Taste, Tony Joe White,Chicago, Procul Harum, Family. Cactus, Melanie, Kris Kristofferson.Free,Donovan, Jethro Tull, Jimi Hendrix und viele mehr. Jede Menge große Namen also.
Doch das absolute Highlight waren sicher The Who. Mit ihrem vollkommen einzigartigen Stil, der sich gänzlich von dem momentan angesagten britischen Blueserock Versatzstücken  der anderen. montan angesagten Bands unterschied,
Wo alle anderen Gitarristen Muddy Waters, Howlin Wolf, Elmore James oder John Lee Hooker nacheiferten, ging Pete Townsend andere Wege: Wahrscheinlich waren eher weiße Rock´n Roller wie Bill Healey oder Eddie Cochran , dessen Summertime Blues zu einem fixen Bestandteil des Repertoire von The Who die Zünder für Townsends exhalierten Stil – die Windmühlentechnik hatte er dich wohl eher bei Keith Richards abgeschaut.
Bassist John Entwistle wiederum setzte sein Instrument nicht bloß als stoischer Sklave des Rhythmus ein, sondern kreierte immer wieder ausgefeilte. eigenständige  Bassläufe.
Keith Moons kräftiges, polterndes schlagwerk ist heute noch, vierzig Jahre später vielen Drummern Vorbild, und Roger Daltreys Gesang, sucht immer noch nach seinesgleichen. Seine Stimme war sicherlich nicht die beste, doch seine geradlinige rausgerotzte Art die figuren die ihm Townsend auf die Stimme schrieb, zu verkörpern, war vielen inspiration.
Nach diesem kurzen Exkurs für alle denen der Name The Who überhaupt nichts sagt, zurück auf die Isle of Wight.

Nachdem The Who sein Publikum mit ihrer letzten Platte, der Rockoper „Tommy“ ein wenig verstört hatten und ihr Ruf als geradeaus voll in den A*’*** tretende Rockband etwas ramponiert war was auch das schnell nachgeschobene Live-Album „Live At Leeds“  nicht ganz richten konnte, wollte man mit der Festival Show die verlorenen Länderein weiter zurückgewinnen.

Das Publikum wartete gespannt – und wurde nicht enttäuscht.

Über die Bandeigene Backline, die auch von den anderen Bands verwendet wurde(damals eine der stärksten die es gab, Schilder warnten sich nicht näher als fünf Meter zu nähern), brach dann einem gewaltigen Gewittersturm gleich The Who über das Festival herein. Auf dem ersten Blick fast einer Kakophonie gleichend, schälten sich im weiteren Verlauf des Konzertes einige wahre Songperlen herraus.
Im Mittelpunkt der Show stand natürlich das letzte Studiowerk „Tommy“ das es ja weiterhin zu bewerben galt. Vor allem ein offenbar sehr gut gelaunter Roger Daltrey glänzte und riss Pete Townsend und seine anderen Kollegen mit. Abgesehen von den Stücken von Tommy wurden auch die etwas ältern Hits dargeboten-auf der Doppel-CD übrigens mit über zwei Stunden dokumentiert, eine DVD gibt es auch für alle die gerne auch sehen was da so klingt.
„Heaven And Hell“  eröffnet die Show gleich mal sehr Raumgreifend , überrollt die Zuhörer fast.
In ähnlicher Manier wird der noch aus alten Mod-Zeiten stammende Kracher „I can´t explain“ nachgeschoben, und ohne allzu viel Zeit zum Luftholen folgt Mose Allisons „Young Man Blues“ , in der Who´schen Deutung versteht sich.
Aus dem nie realiesierten „Livehouse“ Projekt, das den Gerüchten nach nicht nur am Wiederstand der Plattenfirma scheiterte folgt „I Don´t Even Know Myself“ . Ein weiteres Rockoper-Experiment war damals einigen zu riskant, die Nummern wurden dann quasi Scheibchenweise auf die nächsten Alben verteilt. Ein charmant dahinrumpelndes Nummerchen. „Water“  stellt für mich einen der Höhepunkte dar, mit einer kleinen Woodstock Anekdote in der Ankündigung und der spontanen Umtaufung in  Water and Brandy
Im Mittelteil wie gesagt Tommy, zum Abschluss das Finale Best Of der eigenen Nummern, eingeleitet mit dem „Summertime Blues“ einem Medley aus „Shakin´All Over/Spoonful“ und „Twist&Shout“ . „Substitute“  darf natürlich nicht fehlen, „My Generation“ kracht noch mal ordentlich, „Naked Eye“ nimmt in der Kurve vor der Zielgeraden kurz mal das Gas raus bevor dann der „Magic Bus“  endgültig heimwärts fährt.

Wer The Who nicht so gut kennt und eín wenig mehr live-Material aus den frühen Siebzigern hören will als auf Live at Leeds drauf ist, die ja sehr spärlich ausgefallen ist (sechs Nummern, wenn ich mich richtig erinnere und man nicht im Besitz der viel später erst nachgereichten Vollen Konzertversion ist, sei gut beraten  hier zuzuschlagen, er wird nicht enttäuscht sein.        

Clever