The Fabulous Thunderbirds „Painted On“

Manchmal dauert es sehr lange, bis sich Musiker entschließen, eine neue Platte zu veröffentlichen. Umso sehnsüchtiger warten dann ganze Heerscharen von Musikjüngern darauf, endlich wieder eine neue Scheibe DER BAND in den Händen zu halten.
Viele Gründe spielen mit, das erscheinen einer neuen Platte zu verzögern: Die Plattenfirma, kein geeignetes Label, die fehlenden Mitmusiker, die eigenen Soloprojekte, das angeblich mangelnde Publikumsinteresse, Erkrankungen????..
Vorbei die Zeiten der sechziger und Siebzigerjahre, in denen zahllose Bands in einem Jahr oft zwei Platten auf den Markt brachten, die allesamt heute als Klassiker gelten und keine einzige schlechte Nummer enthalten.

Eine der Bands auf deren neuestes Werk eine komplette Szene, nämlich unsere bluesige, auf das sehnsüchtigste wartet, sind die Fabulous Thunderbirds.
Die Gute Nachricht: Das warten hat ein Ende. Weihnachten ist gerettet !!!!!!!!

Nach acht Jahren ist es also soweit, das neue T-Birds Album ?Painted On? steht in den Regalen (ich schätze allerdings nicht sehr lange, sondern bald bei Euch zuhause im Regal, nicht wahr, Elfi? Hi Hi Hi?..)

Zu Allererst mal zur aktuellen Besetzung der T-Birds : In 31 Jahren, die es die Band nun gibt hat sich doch einiges getan an Umbesetzungen. Von Kim Wilson (voc, harp) und Jimmie Vaughan (gtr,voc) als reine Bluesband gegründet, machte auch der Sound eine Starke Wandlung durch. Nach großen Gitarristen wie Danny Kotchmar, Duke Robbilard und Kid Ramos greifen  die T-Birds nun erstmals mit zwei Gitarristen an. Kirk Fletcher und Nick Curran, der auch singt, sind die beiden  neuen an den Sechssaitern, weiters Ronnie James Weber am Bass (schon seit 2001 dabei), Jimi Bott hinterm Schlagwerk und der ehemalige Pianist der Blasters, Gene Taylor drücken dem T-Bird Modell 2005 ihren Stempel auf. Ein Stempel allerdings genauso gut ?Real Hot? lauten könnte.
Aktuell werden die T-Birds schon als die Quersumme Amerikanischer Musik, Roots-Musik, bezeichnet.
Wollen wir doch mal nachsehen ob dem wirklich so ist…

Die Thunderbirds waren ja schon immer in vielen Stilen zuhause, Abwechslung wurde immer groß geschrieben. Blues, Rock´n´Roll, Zydeco, Soul, Gospel und Country, alles hat seinen Platz.

Die beiden jungen Gitarristen Kirk Fletcher und Nick Curran harmonieren prächtigst und trotz einer zweiten Gitarre bleibt auch für Pianist Gene Taylor reichlich Platz. Nachzuhören zum Beispiel bei ?Rock Candy? , einer sehr treibenden Nummer. Mastermind Kim Wilson ist nach wie vor einer der besten Sänger der Szene und auch seine Harp kann sich nach wie vor hören lassen. Auch ein Großteil der Kompositionen stimmt von ihm, zum Teil mit Hilfe anderer Songschreiber wie zum Beispiel Danny Tate, der ihm öfters hilfreich unter die Arme griff. Einzig Nick Curran steuerte mit ?You Torture Me? einen Song bei, eine schnelle Nummer mit viel Harp, auch von ihm gesungen. Der Rest ist Fremdmaterial.

Zur oben erwähnten Vielseitigkeit: Ja, bitte das stimmt.

Der Opener ?Hard Knock? fängt recht harmlos an, um jedoch gleich nach den ersten Takten mächtig wegzufahren. Mit reichlich Pferdestärken räumt der Song jeden Zweifel weg: The Fabulous Thunderbirds sind wieder da. Und das heftiger als je zuvor. ?Hard Knock? taucht am Ende der Scheibe noch mal auf, als Hidden Track  in einer abgespeckten Version.
Wenn Hard Knock #1 das Heiße Feuer ist, mit dem die Party startet, so ist #2 die Restglut an der man sich die Hände wärmt und über den vergangenen Tag sinniert.
Auch die nächste Nummer ?Got To Get Out? schlägt in eine ähnliche Kerbe. Der  T-Bird auf seinem Weg am Freeway. Rock´nRoll
?Two Times Fool? erinnert ein wenig an Songs aus dem Hause Vaughan, wenn die Harp nicht wäre, könnte sie glatt als Rausschmeißernummer von Stevie Ray durchgehen.

Bei ?Love Speakes Louder Than Words? hat  die von mir hochgeschätzte Rachel Nagy von den Detroit Cobras einen Gastauftritt. Mit dabei auch Brian Swartz (trumpet), Lon Price (tenor sax) und Terry Landry (baritone sax).

Höhepunkt des Albums ist für mich allerdings ?Postman?.
Amtlich.
Eine Nummer die sich in bester Albert King Tradition durch die Gehöhrgänge in den Kopf schleicht, sich dort einnistet und Nichteinmahl mit schwersten  Drogen zum vertreiben geht ?glaubt`s ma !! Einzigartig der Aufbau und die Dramaturgie dieser Jahrhundertnummer. Schade, das die Informationen  im Booklet der CD sehr spärlich gehalten sind. Ich würde gerne wissen, wer welche Gitarre spielt…

Der Titeltrack ?Painted On? erinnert mich ein wenig an das letzte, von der Kritik allerdings als ?Trip-Hop-Blues-Album ? geschmähte Werk ?High Water? .Mir allerdings hat die Scheibe ausnehmend gut gefallen, also schwamm drüber.
?High Water? war ja eigentlich als Kim Wilson Soloplatte gedacht, wurde dann aber auf Druck der Plattenfirma als Thunderbirds Platte veröffentlicht.

?Wild Cherry? ist wieder ein klassischer ?g´schlapfter?, der in anderer Instrumentalisierung und anderem Arrangement als Mississippi Blues a la Hooker durchgehen könnte. Na ja, vielleicht red ich mir auch nur was ein, aber auch der Text klingt danach.

Und schlussendlich möchte ich noch auf ?And When I Am Gone? verweisen, gesungen in bester Gospel Tradition. Würd mich nicht wundern wenn die Nummer demnächst auf einer Scheibe der Blind Boys Of Alabama auftaucht. Das Zeug Dazu hätte sie ja.

Alles samt eine der stärksten Scheiben der letzten Zeit, die sicherlich etliche die noch nie etwas von den Thunderbirds gehört haben in das Fan-Lager ziehen wird.

Blues & Gruß
Clever