Rigor Mortis Group „Short Tales“

Es gibt viele Wege Blues zu spielen. In etwa so viele, wie es Musiker gibt, die dies tun.
  Vom Beginn an als der Blues das Delta verließ, begann er sich zu verändern, assimilierte andere Musikrichtungen, lebte mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auf, stöhnte mit als die große Depression kam, ächzte in den Wirren des Krieges, fasste wieder Hoffnung, füllte die Tanzschuppen, gebar so ganz nebenbei den Rock´n´Roll brachte in weiterer Folge auch den Soul und seinen kleinen verschwitzten Bruder Funk auf diese Welt und war schlussendlich an fast allem Schuld, was wir heute so als Musik hören.
Viele Wege, ein und dasselbe auszudrücken: das ebenso vielschichtige Leben seiner Protagonisten, ihre Gefühlswelten zu beschreiben.
Ware Glaubenskriege wurden seither ausgefochten, kleinen Kreuzzügen gleich. Manche zogen aus, den wahren Glauben zu verteidigen, andere suchten neue Wege, manche fanden sie sogar.

Einer, der sehr behutsam seinen Weg geht, ist Harald Gangl mit seiner Rigor Mortis Group. Das bloße Wiedergeben bereits geschaffenem ist nicht unbedingt sein/ihr Ding. Zu groß ist der Drang, eigenes zu kreieren,  der weltweiten Phonothek ein kleines Stückchen hinzuzufügen. Man hat ja schließlich auch was zu sagen, was andere vielleicht schon mal erwähnten, aber dann doch nicht zu Ende erzählten.

Somit kommen wir zur neuen Scheibe der Rigor Mortis Group.
In neuer Besetzung, live schon erprobt.
Wie schon 2003 Michael Amon (drums, perc), der es auch diesmal wieder schaffte, die Feingesponnene Magie  dieser Musik auf Platte zu bannen.
Neu dabei Bernie Magenbauer am bass und Hannes Bartolot an der Gitarre.
Einen wesentlichen Beitrag lieferten auch zwei Gäste, nämlich Thomas Gmeiner am sax und unser aller Erich Metzenbauer an der harp,
Dem eingeweihten die Rigor Mortis Group näher zu bringen wollen, hieße wohl Eulen nach Athen zu tragen, jedoch gibt es immer noch erschreckend viele unwissende, die noch nicht auf diese fantastische Band gestoßen sind.

Zurück zu den Wegen, die es zu beschreiten gilt. Wege, die einst schon Musiker wie Rory Gallagher oder Peter Green gingen, spiegeln sich in der Musik der Rigor Mortis Group wieder. Auch ein wenig Steve Ray Vaughan mag der Eingeweihte heraushören, jedoch muss an dieser Stelle gleich mal gesagt werden das hier eine ganz eigene Suppe gekocht wird und keinesfalls einer der oben genannten kopiert oder gar bloß nachgespielt wird.

Feinste Gitarrenarbeit, verbunden mit exzellentem Arrangement machen Short Tales zu einem absoluten Leckerbissen einer jeden Plattensammlung.
Short Tales braucht sich keinesfalls vor Scheiben wie Rory Gallaghers „Tattoo„, Peter Greens „In The Sky“ oder ähnlichen Meilensteinen verstecken.
Einzelne Lieder hervorzuheben erscheint mir sinnlos, zu kompakt ist Short Tales, glänzt als Gesamtkunstwerk. Also ein Aufruf an all jene, deren Musikalischer Horizont nicht schon in den vierziger Jahren endete:
Gebt dieser grandiosen Band das Gefühl das ihr Weg nicht in jene Sackgasse führt, in der schon jede Menge viel versprechende Karrieren endeten! Gebt dieser Platte eine Chance, in dem Ihr sie in Euer Regal stellt (und oft in den Player, natürlich!!!!!!)

Clever