Hans Theessink Band „Bridges“ (Blue Groove SACD BG-1520)

Einleitung: Nachdem ich mir das neue Album der Hans Theessink Band ‚Bridges‘ ausgesprochen gut gefällt, habe ich mich nun doch dazu aufgerafft, erstmals etwas über eine CD niederzuschreiben. In erster Linie bin ich Programmierer und kein begnadeter Schreiberling, deshalb möge man mir Fehlerhaftes mit ein wenig Milde nachsehen. Ich bin auch niemand, der sich musikalisch so genau auskennt, um Musikstile haarklein differenzieren zu können, aber gerade bei diesen Album können professionelle und fundierte Kritiken in den einschlägigen Musikzeitschriften nachgelesen werden. 

Trotz alldem wollte ich meine persönliche und zugebenermaßen subjektive Meinung zu dieser CD aus der Sicht eines Zuhörers hier an dieser Stelle online stellen. Nachdem in den letzten Jahren Hans Theessink eher selten Live erlebt hatte, konnte ich mir diese CD auch ziemlich unvoreingenommen anhören.

Hans Theessink Band – Bridges (Blue Groove SACD BG-1520) 
Hans Theessinks neuestes Werk ist seit „Lifeline“ (erschienen 1998) das erste Album mit Bandbegleitung. Die CD wurde innerhalb von zwei Wochen im Live-Recording-Prinzip in einer alten Kirche in der Toskana aufgenommen, wobei mit Hilfe modernster und aufwendigster Technik die wunderbare Akustik der Kirche eingefangen wurde.  

Blues hat für mich sehr viel mit Emotionen zu tun und ich denke, Musik kann man sich auch gut vorstellen, wenn man eine passende Atmosphäre beschreibt. Deswegen stellen wir uns jetzt den späten Nachmittag eines schönen Frühlingstages vor, an dem wir mit uns und unserem Tagwerk zufrieden sind. Als nächstes suchen wir uns einen Sessel, auf dem wir bequem Platz nehmen und noch schön mit den Füssen wippen und Fingern snippen können – Nein! Kein Schaukelstuhl! Dies wäre zuviel der Entspannung ;-). Diesen Sessel platziere man am besten auf eine schöne Veranda, nehme ein Glas mit gutem (italienischen) Rotwein zur Hand, werfe den CD-Player an, lausche der nun wunderbar ertönenden Musik, während die Sonne langsam vom Himmel verschwindet.

Warum mir diese Album so gut gefällt? Diese CD trifft ziemlich genau meine Vorstellungen von guter Musik und ist damit Balsam für meine Ohren. Im einzelnen wäre hier zuerst eine charakteristische, angenehm warme Bluesstimme und der reine unverzerrte Klang einer Gitarre, wo jeder Ton schön zu hören ist. Das Ganze wird sodann mit den Sound einer Band untermalt, der niemals aufdringlich wirkt. Ich finde, die Songs sind auch sehr aufwendig arrangiert, was daran zu merken ist, wie sensibel die einzelnen Parts der Instrumente aufeinander abgestimmt worden sind. 

Diese CD weiß ab dem ersten Anhören zu gefallen und muß nicht mühsam erarbeitet werden. Ich glaube, dies zeichnet die Gabe für perfektes Songwriting aus, da bis auf wenige Ausnahmen alle Songs von Hans Theessink selbst geschrieben wurden. Alle Stücke weisen schöne Melodien und einprägsame Refrains auf, wobei die Texte trotzdem nicht oberflächlich sind. Die einzelnen Nummern stellen  eine gut gelungene Mischung aus schwungvollen, aber auch nachdenklicheren Titeln dar, wobei diese aber nie melancholisch und trübsinnig werden. Diese CD ist kein reines Blues-Album, aber die Wurzeln sind sicher im Blues zu finden. Und wie wahrscheinlich auch durch den Titel beabsichtigt, werden Brücken zu den verschieden Stilen geschlagen. Hier sind Folk, World, Gospel, ja vereinzelt sind sogar ein wenig jazzig anmutende Klänge zu hören. Und genau dadurch ist das Album sehr vielschichtig und spannend.

Nun möchte ich noch einige persönliche Highlights der CD hervorstreichen. Wobei ich gestehen muß, dass mir diese Auswahl schon recht schwer gefallen ist.

Die CD beginnt mit den Titel „Behind the Sun“, den ich wahrscheinlich zu meinen „All Time Favorits“ zählen werde. Der Song besticht durch eine treibenden Rhythmus, der seinen besonderen Reiz noch durch die Klänge eines Banjos erhält. Wenn dieser Titel live gespielt wird, müsste man damit eigentlich jedes Publikum in Stimmung bringen können.

Der Titel „Circles“ ist ein wunderbar gefühlvoll interpretierter Song, der dezent durch die Hammond B3 und das Piano untermalt wird.

Sehr gut gelungen ist auch das gospelartige Traditional „Moses“ das vor allem durch den Chor von Insiginize besticht, der perfekt mit Hans‘ Stimme harmoniert. In diesem Titel tragen die Stimmen den Song, werden nur ganz dezent von Gitarrenklängen untermalt und hinterlassen dadurch einen besonders tiefen Eindruck. Durch Insiginize bekommt der Song auch eine besondere afrikanische Note – Achtung! Gänsehaut Gefahr!

„Odyssey“ ist ein sehr schöner ruhiger Titel, in dem die Gitarre ausnahmsweise in den Hintergrund gedrängt wird. Als tragendes Element übernimmt hier das Piano diesen Part, das durch die sehr einfühlsamen Vocals ergänzt wird.

Eine sehr gut gelungene Coverversion ist auch mit Curtis Mafield’s „People get Ready“ entstanden, die – obwohl man diesen Titel sicher zur Genüge kennt – erfrischend neu klingt.

„What will the Children Play“ ist ein Titel, der mir nicht mehr aus den Kopf geht. Dieser wird durch eine eingängige Melodie und durch fantastische Backing Vocals mit Linda Tillery und den Cultur Heritage Chor geprägt. Durch die Verwendung eines Mandocellos bekommt der Song wahrscheinlich auch seine besondere Note (bis dato wußte ich nicht, dass es so etwas wie ein Mandocello gibt – na bitte wieder etwas dazu gelernt).

„Little Girl“ ist ein richtig schöner, schwungvoller Bluestitel, der auch noch durch eine Harp untermalt wird. Besonders gut gefällt mir hier die gelungene Kombination von Piano und Hammond Orgel.

Und somit sind wir beim letzten Titel angelangt, der für mich persönlich der einzige Wehrmutstropfen ist. Dieser Titel ist ein Version des bekannten Titels „Mbuba“(When the Linon sleeps tonight). Der Song an sich ist sicher gut gelungen, aber leider löst diese Melodie bei mir leichte innerliche Aggressionen aus. Wahrscheinlich habe ich irgendwann das Original zu oft gehört und der Song ist für mich einfach tot gespielt. Ich hoffe, daß ich der Einzige bin, der damit ein kleines Problem hat.

Als Resümee würde ich meinen, für Theessink-Fan’s ist dieses neueste Werk sowieso Pflicht. Allen anderen, die genauso gerne wie ich der beschriebenen Musik lauschen, ist das Album auch sehr anzuraten.
Ich denke, Hans Theessink zeigt hier einmal mehr auf, warum er Österreichs Blues-Export No1 ist und auch weltweit zu den anerkanntesten Blues-Roots Musikern gezählt wird.

Auf der Homepage www.theessink.com gibt es von allen (!!) Songs MP3 Sound Samples und somit kann sich jeder einen ersten Eindruck verschaffen.

Alfred Scheibl