Günther Straub & Peter Müller: „Tributes“

Ein Leckerbissen für Klavierfreunde, eigene Versionen und Interpretationen bekannter und weniger bekannter Stücke. Straub zollt einigen, bei weitem nicht allen seiner Idole Tribut und erfreut uns mit einer Mischung aus Boogie und Stride, Blues und Swing, langsamen und schnell gespielten Stücken, vielen seiner persönlichen Favoriten. Nun könnte man einwenden, Nachgespieltes sei nicht das Gelbe vom Ei und lasse Kreativität vermissen – stimmt hier aber bei weitem nicht.

Erstens – wer kennt schon wirklich die Vorbilder, wer ist mit Namen wie Jimmy Blythe, James Booker oder James P. Johnson vertraut?

Zweitens – auch diejenigen, die die Originale (er)kennen, werden mit Straubs individuellen Interpretationen ihre Freude haben

Drittens – ist es immer noch gescheiter, Altbewährtes wieder zu beleben, als sich die Urheberschaft „neuer“ Kompositionen auf die Fahnen zu heften, denen in Wirklichkeit auch die alten Motive zu Grunde liegen.

Straub ist nicht nur Pianist, er ist Klavierspieler, seine Virtuosität ist nicht Selbstzweck, sondern Grundlage für ausdrucksstarkes Spiel, für mühelose Übergänge und Tempowechsel.

Müllers Begleitung ist so wie sein soll, ja sein muss – unaufdringlich, nicht vordergründig, nicht spektakulär, aber voll Drive und Taktgefühl, sorgfältig auf den Solisten abgestimmt. Wie wichtig das perfekt bediente Schlagwerk ist, könnte man nur merken, wenn es fehlte.

Höchstes Lob gebührt wie schon oft Andi Wingert, der den Erfordernissen der Einspielungen in jeder Weise gerecht wird und für den perfekten Sound sorgt.

Werner Simon