„Fresh Cuts“ – Norbert Schneiders R & B Caravan

Sugar Papa Steiner/ Game Of Love/ Spinning/ The Day You Came Around/ You Better Quit It/ The Bluff/ Take It Easy/ I Don´t Care/ Hooked On You/ Burn The Whole Town Down/ Stop Eatin´ That Trash/ VBS Bounce/ I Go/ Am I Still Your Man

I Don´t Care“ betitelt Schneider einen der Songs, die übrigens bis auf „Take It Easy“ alle aus seiner Feder stammen, und er meint damit sicherlich nicht „Mia is´ wuascht“ sondern eher „I pfeif´ mi nix“. „Wuascht“ ist es ihm nicht, ob diese Scheibe seinen eigenen, aber auch den Ansprüchen der Bandmitglieder gerecht wird, wie sie von der Musikwelt, den „Sachverständigen“, den Kritikern, den Konsumenten aufgenommen wird und – last not least – wie die zahlreichen Szeneinsider reagieren werden.

Aber er „pfeift sich nix“ bei der Wahl seiner Stücke, und genau das beweist er mit den 14 Titeln eindrucksvoll, indem er sich in unterschiedlichsten Stilrichtungen bewegt und gängige Konventionen einfach hinter sich lässt.

Eine „reinrassige“ Rhythm & Blues oder gar Bluesplatte konnte und sollte es daher nicht werden, obwohl beides durchaus nicht vernachlässigt wird. „Sugar Papa“ ist „swingverdächtig“, „You Better Quit“  ein Shuffle, „I Don´t Care“ und „Stop Eatin´“ könnten aus den vierziger Jahren kommen, und „Bluff“ ist eine „Novelty“ Tanzanleitung – alles R & B. „Burn….“ ist Jimmy Reed angehauchter Louisiana Blues und  „Spinning“ sogar Swamp-Pop, das soulige „Am I Still..“ kann man (mit anderem Text) als Gospel durchgehen lassen. Latin ist mit einem Mambo und einer jazzigen Rhumba vertreten, und den „VBS Bounce“ nenne ich einfach Jazz.      

Weitere Highlights sind die Reggaenummern. Den Ohrwurm „Take It Easy“ kriegt man nicht  aus dem Kopf, und obwohl man diesen Titel von mehreren Interpreten kennt ist das die gelungenste Version; „Hooked On You“ ist eine relaxte Liebeserklärung (bitte nicht verraten, wer die Glückliche ist, sonst zucken die Mädels aus, aber bitte wo genau ist die Delphin-tätowierung ?); allerdings stellt sich (die selbe ?) als Tussi heraus und wird mit „I Go“ wieder verstoßen.

Insgesamt geht es einem bei dieser CD wie bei einer gelungenen Komödie – man muss sie oft wiederholen, sonst bekommt man ob des Gesamteindrucks die Feinheiten gar nicht mit: Da ein Gitarrensolo, unterlegt mit superben Saxofonriffs, dort ein Saxchorus mit atemberaubenden Gitarrenläufen, einmal hämmert der Dave Ruosch im Hintergrund wie weiland Little Richard („Stop Eatin´“…), dann spielt er wieder ein feines, jazziges Piano, dazu der unübertreffliche Groove und Beat von Peter Müller und Dani Gugolz, über allem der facettenreiche Gesang Norbert Schneiders – man kann das nicht beschreiben, man MUSS das hören !!!

Wenn der strapazierte Begriff „Crossover“ auf etwas voll zutrifft, dann ist es diese CD.

Eine Scheibe für Musikliebhaber, für Leute mit offenen Ohren, die höchst professionelle, nicht „überproduzierte“ populäre Musik zu schätzen wissen. Fünf Sterne !

Werner Simon