Christoph Schellhorn „Hard Working Man“

Dies ist nun schon die dritte CD Christoph Schellhorns – nach „Left To Listen“ (2008) und „Box Of Chocolates“ (2011) somit in schöner Regelmäßigkeit für seine immer zahlreicher werdenden Fans erschienen.

Vor allem in Deutschland, in seiner Heimat Tirol und seiner Wahlheimat Wiener Neustadt hat er großen Erfolg. Die vorliegende Platte sollte dazu beitragen, auch im äußersten Osten Österreichs als junger Gitarren- und Gesangsvirtuose besser bekannt zu werden.

Nebenbei angemerkt – damals, mit seiner großartigen ersten CD – wurde Christoph ganz knapp Zweiter hinter Norbert Schneider beim 1. Vienna Blues Award, der ja bekanntlich auch der einzige in Wien blieb.

Nicht unerwähnt sei, dass von Scheibe zu Scheibe der Anteil selbstgeschriebener Titel höher wurde, nunmehr kommen alle Titel aus eigener Feder. Ich kenne Christoph Schellhorn nun schon seit 2008, als er mir mit der ihm eigenen Bescheidenheit und Unaufdringlichkeit persönlich sein erstes Werk überreichte und dazu sagte „… es ist nicht unbedingt Blues was ich mache, aber vielleicht gefällt´s Dir trotzdem…“

Und es hat gefallen und gefällt noch immer, mit jedem Mal Hören mehr, genauso wie das zweite Album und jetzt das dritte.

Wer herkömmlichen Blues egal welcher Stilrichtung sucht, braucht gar nicht erst weiter zu lesen. Wer auf Singer/Songwriter steht, ist mit Christoph Schellhorns neuer CD „Hard Working Man“ bestens bedient.

Christoph geht auf verschiedene Lebensformen und -situationen ein, zunächst auf die des umherreisenden Musikers, also auf seine eigene. Man erfährt, dass nicht alles immer eine Gaudi ist und nicht nur verschwendete Zeit, sondern harte Arbeit, oft auch verbunden mit Frust und Entbehrung. Allerdings beklagt er sich nicht, er erzählt einfach, lässt uns teilhaben. Auf Pathos wird verzichtet, er doziert nicht, vieles lässt er offen, er gehört nicht zu den ganz Gescheiten, die uns das Leben erklären und für alles Lösungen haben.

Er zeigt auf, er klagt nicht an, er ist ein Zweifler, aber kein Verzweifelter. Er hat seine Meinung und Überzeugung, aber er drängt sie niemandem auf.

Der Clochard wird so genommen, wie er eben ist, der lebenszerstörerische Banker muss genauso nicht an den Pranger wie der sesselklebende Politiker („…a guilty conscience needs no accuser…“) und dass es das Schicksal des jungen Mannes gibt, der auf Drogen und falsche Freunde vertraut hat und jetzt auf Knien um eine letzte Chance bittet, ist jedem bekannt, aber „what would you do?“.

Die hohe Qualität des Gitarrespiels Schellhorns kennt man von den beiden ersten CDs und von seinen Liveauftritten, sie ist nicht nur bei den beiden Instrumentalstücken präsent; auf Overdubs wird meist verzichtet.

Das Booklet ist schlicht, aber geschmackvoll gestaltet; die Texte der Lieder sind hilfreich,Englischkenntnis ist hilfreich.

Das ist eine sehr poetische Scheibe zum Zuhören, nicht zur Berieselung.

Ihr Wert ist höher als ihr Preis.

Werner Simon