Andreas Sobczyk Quartett: „Like It Is“

Das Präsentationskonzert anlässlich des Erscheinens dieser CD ist ja leider der Krankheit Sobczyks zum Opfer gefallen, aber aufgeschoben muss ja nicht aufgehoben heißen!

Eine weitgehend instrumentale Scheibe, bei der Norbert Schneider bei drei Titeln die Stimme erhebt. Liest man die Komponisten einzelner Nummern (Mose Allison, Erroll Garner, Sir Charles Thompson, Horace Silver und andere sind eindeutig dem „Jazzlager“ zuzuordnen), ist von vorherein klar, dass es sich um keine Blues oder R&B CD im engeren Sinn handelt, und die war offensichtlich auch nicht beabsichtigt. Am ehesten trifft „Swing“ den Kern, und wie herrlich sie swingt! Lloyd Glenn dürfte zu Andis Lieblingspianisten gehören, er ist mit zwei Titeln vertreten (und auch er gehört beiden „Lagern“ an, hat er doch auch in Kid Ory´s Band gespielt),

„Chick-a-boo“ mit subtilem Sax von Tom Müller und S.Strohmaiers Latin – Percussion, eher der zweiten Version aus 1956 nachempfunden, und „Old Time Shuffle“ mit Yancey-Style linker Hand, beides Highlights (auch ich kann nicht genug Lloyd Glenn hören). Es würde den Rahmen sprengen, auf alle Titel einzeln einzugehen, alle sind hörenswert, auch jene, die sich „einem Barpianisten nähern“ (Aussage eines Mithörers, der die feinen Zwischentöne offenbar nicht mitbekommt). Trotzdem muss ich paar besondere Titel erwähnen: Hampton´s „Munson Street Breakdown“ mit gestopfter Posaune, subtiler Klarinette und heißem Bläserfinale swingt wie verrückt.

„Slow Freight“ kommt Ray Bryant sehr nahe, wenn man sich die besoffenen vocal-interjections und Trompetenriffs des Originals wegdenkt, und hat immer schon zu meinen Lieblingskompositionen gehört. Was für eine feine Gitarre spielt Norbert dazu – grandios. Sensationell die Interpretation des „St.Louis Blues“ mit Schneiders Stimme und dem kompletten Bläsersatz – diese Version halte ich für die Aufregendste seit Earl Hines´ „Boogie Woogie on St.Louis Blues“ – außer der Melodielinie hat sie mit der Originalkomposition nichts mehr zu tun, so ein Arrangement muss einem erst einmal einfallen!

Alle Musiker sind in Topform (um was war eigentlich Basie´s „All American Rhythm Group“ besser?) und Andi Wingert muss man zum Mix und dem erstklassigen Sound gratulieren.
Fünf Sterne!!!

Werner Simon